Reuters

Starker Dollar bremst Pharmariesen Novartis aus

21.07.2015
um 17:31 Uhr
Zürich (Reuters) - Der starke Dollar und die schwächelnde Augenheil-Sparte Alcon haben dem Schweizer Pharmakonzern Novartis das zweite Quartal verhagelt. Nach einem Gewinneinbruch um ein Drittel auf knapp 1,9 Milliarden Dollar blieb die von manchen Analysten und Anlegern erhoffte Anhebung der Jahresprognose aus. "Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Prioritäten in diesem Jahr erfüllen werden und bestätigen unsere Prognose für das Gesamtjahr", sagte Novartis-Chef Joseph Jimenez am Dienstag. Schub verspricht er sich vom neuen Herzmedikament Entresto sowie dem Geschäft mit Nachahmermedikamenten. Anleger reagierten enttäuscht: Mit einem Minus von 2,4 Prozent gehörte die Novartis-Aktie zu den größten Verlierern unter den europäischen Gesundheitswerten.Der Umsatz des Arzneimittelherstellers sank gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar. Die Stärke der Konzernwährung hat die Zuwächse in Yen, Euro und anderen Währungen mehr als aufgefressen. Wechselkurseffekte herausgerechnet ergab sich ein Umsatzplus von sechs Prozent. Der Umsatz der größten Sparte mit verschreibungspflichtigen Arzneien wuchs unter Ausschluss von Wechselkurseinflüssen um sechs Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar. Die kräftig anziehenden Verkäufe neuerer Medikamente halfen, Einbußen bei wichtigen Mitteln wie dem Blutdrucksenker Diovan infolge billigerer Generika-Konkurrenz wettzumachen.Schub kam auch von der Konzerntochter Sandoz. Das Geschäft mit Generika wächst auch dank der Markteinführung des Multiple-Sklerose-Medikaments von Glatopa, einer Nachahmerversion der umsatzstärksten Teva-Arznei Copaxone, deutlich stärker als angenommen. Novartis-Chef Jimenez zeiget sich überzeugt vom Potenzial der sogenannten Biosimilars. Er traut den nachgebauten Biotech-Produkten in den nächsten Jahren Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent zu. Dagegen schwächelt das Augenheil-Geschäft. Die Konzerntochter Alcon leidet unter der stärkeren Konkurrenz bei Kontakt- und künstlichen Linsen. Novartis rechnet deshalb mit weniger Umsatzzuwachs als bislang.Unter dem Strich kostete der großangelegte Konzernumbau der vergangenen Jahre noch einmal Geld. Novartis nahm unter anderem Wertberichtigungen für die von GlaxoSmithKline erworbenen Krebsmedikamente vor und auch das gemeinsam mit den Briten betriebene Geschäft mit rezeptfreien Arzneien lieferte weniger Gewinnbeitrag ab.HOFFNUNGSTRÄGER ENTRESTO Große Hoffnungen setzt Novartis auf das Herzmedikament Entresto, das überraschend schnell im weltgrößten Pharmamarkt USA zugelassen wurde. Das Mittel werde "ziemlich gut" aufgenommen, sagte Konzernchef Jimenez. Nach einer Anlaufzeit sollten sich die Verkäufe 2016 beschleunigen.Das auch unter der Bezeichnung LCZ696 bekannte Mittel senke das Sterberisiko und die Wahrscheinlichkeit von Klinikaufenthalten bei Herzversagen. Analysten trauen der Arznei 2020 einen Jahresumsatz von 4,7 Milliarden Dollar zu. Gleich viel Umsatz erzielten die Schweizer im Vorjahr mit ihrem umsatzstärksten Produkt, dem Blutkrebsmedikament Glivec.Im Gesamtjahr peilt der Novartis-Konzern währungsbereinigt weiterhin einen Anstieg der Verkaufserlöse um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag an. Beim bereinigten operativen Gewinn soll es ein Zuwachs um einen hohen einstelligen Prozentbetrag sein. Nach drei Monaten betrug er 3,6 Milliarden Dollar, währungsbereinigt ein Plus von sechs Prozent.

Novartis AG

WKN 904278 ISIN CH0012005267