Reuters

Kosten für Herzarznei trüben Novartis-Gewinnaussichten

19.07.2016
um 12:06 Uhr

Zürich (Reuters) - Beim Schweizer Pharmakonzern Novartis schlagen die Kosten für die Markteinführung des Herzmedikaments Entresto und die Umsatzeinbußen beim wichtigen Blutkrebsmittel Glivec zu Buche.

Der weltgrößte Hersteller von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln senkte deswegen am Dienstag seine Gewinnprognose und schließt nicht aus, dass der um Sonderfaktoren bereinigte Betriebsgewinn dieses Jahr währungsbereinigt um einen niedrigen einstelligen Prozentbetrag sinken wird. Novartis-Chef Joseph Jimenez kündigte an, dass zusätzlich rund 200 Millionen Dollar in die Markteinführung von Entresto investiert werden. "Es mag ein oder zwei Prozent vom operativen Verdienst kosten, aber es ist absolut richtig, das zu tun", erklärte der Amerikaner.

Der schleppender Verkaufsstart des Hoffnungsträgers gilt als ein Hauptgrund für die Ertrags- und Kursschwäche des Konzerns. Novartis traut Entresto in einigen Jahren einen Umsatz von rund fünf Milliarden Dollar zu. Das Herzmittel und das Schuppenflechte-Medikament Cosentyx sollen helfen, die Umsatzausfälle beim Blutkrebsmittel Glivec auszubügeln, das nach dem Auslaufen des Patentschutzes mit Konkurrenz durch günstigere Generika kämpft. Die Verkaufserlöse des einst umsatzstärksten Novartis-Medikaments brachen im Zeitraum April bis Juni um ein Viertel auf 891 Millionen Dollar ein.

Bislang hatte der Konzern aus Basel einen in etwa stabilen Betriebsgewinn in Aussicht gestellt. Der Umsatz soll wie bisher prognostiziert weitgehend auf dem Niveau von 2015 liegen. Die Prognose gilt unter Ausschluss von Wechselkurseffekten.

Im zweiten Quartal erzielte Novartis 12,5 Milliarden Dollar Verkaufserlöse - zwei Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahresquartal. Der um Sonderfaktoren bereinigte Betriebsgewinn sank um sieben Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar. Währungsbereinigt stagnierte der Umsatz und das operative Ergebnis nahm um vier Prozent ab. Das Unternehmen schnitt damit besser ab als von Analysten erwartet: Diese hatten im Schnitt 12,2 Milliarden Dollar Umsatz und 3,2 Milliarden Dollar Betriebsgewinn prognostiziert. Unter dem Strich verdiente Novartis mit 1,8 Milliarden Dollar drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

ZUKUNFT DER ROCHE-BETEILIGUNG BLEIBT UNKLAR

Bedeckt hielt sich CEO Jimenez im Hinblick auf den Verkauf der Beteiligung am Rivalen Roche. Es gebe diesbezüglich wirklich nichts Neues, erklärte er. "Wir haben gesagt, dass wir über einen Ausstieg nachdenken würden, wenn es eine Möglichkeit gibt, die Mittel in andere Geschäfte zu investieren, die Novartis potenziell helfen können, langfristig zu wachsen." Der Konzern besitzt knapp ein Drittel der stimmberechtigten Roche-Aktien, die an der Börse aktuell 13,6 Milliarden Franken (12,5 Milliarden Euro) wert sind.

Das Brexit-Votum der Briten dürfte nach Einschätzung des Novartis-Chefs auf die Branche keine großen Auswirkungen haben. Bei einem EU-Austritt Großbritanniens dürfte die europäische Arzneimittelbehörde ihren Sitz aus London in einer andere europäische Stadt verlegen. Für Novartis sei Großbritannien ein wichtiger Markt und der Konzern werde dort weiterhin investieren, sagte Jimenez.

An der Börse kamen die eingetrübten Gewinnaussichten nicht gut an. Die Novartis-Aktien sanken um knapp eine Prozent. Sie entwickelten sich damit aber im Rahmen der ebenfalls schwachen europäischen Gesundheitswerte.

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