Bilfinger schockiert mit Verlust - Power-Sparte soll weg
Frankfurt (Reuters) - Aus Furcht vor einem massiven Verlust bei Bilfinger haben die Anleger dem kriselnden Bau- und Dienstleistungskonzern den Rücken gekehrt. Die im Nebenwerteindex MDax notierten Aktien brachen am Donnerstag in der Spitze um knapp 14 Prozent auf 32,26 Euro ein. Sie waren damit so billig wie seit Juli 2009 nicht mehr. Gerade zwei Wochen nachdem der Norweger Per Utnegaard auf dem Chefsessel Platz genommen hat, zog Bilfinger die Notbremse und kündigte am Mittwochabend den Verkauf der Sorgensparte Power an. In dem Geschäftsfeld sind 11.000 der knapp 70.000 Mitarbeiter des Mannheimer Konzerns beschäftigt. Das Kraftwerksgeschäft, das unter der Energiewende und dem sinkendem Ölpreis leidet, soll nun binnen eines Jahres veräußert werden. Die Verluste der Sparte sind offenbar noch größer als bisher angenommen, zudem drohen weitere Abschreibungen. Power wird Bilfinger einen operativen Verlust von 100 Millionen Euro einbrocken. Dieser falle vor allem im ersten Halbjahr an. Zusammen mit den außerplanmäßigen Abschreibungen und Kosten schon begonnener Restrukturierungen werde das zu einem deutlichen Konzernverlust im ersten Halbjahr führen. Auf der anderen Seite rechnet Bilfinger mit einem Erlös von 100 Millionen Euro aus dem Verkauf der restlichen Anteile an dem Bauunternehmen Julius Berger in Nigeria und Deutschland. Für das Gesamtjahr hatten Analysten im Schnitt nach Reuters-Daten zuletzt noch einen operativen Gewinn (Ebitda) von knapp 290 Millionen Euro prognostiziert. Bilfinger habe damit erneut eine Gewinnwarnung ausgesprochen, schreibt DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic in einem Kommentar. Zuvor waren die Geschäftsprognosen seit Sommer vergangenen Jahres fünf Mal nach unten korrigiert worden. Zur zweiten Gewinnwarnung im August war der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch als Vorstandschef zurückgetreten. Die Aktie verlor in den vergangenen zwölf Monaten rund 55 Prozent an Wert. Terzic sieht angesichts der schlechten Aussichten die Dividende für dieses Jahr in Gefahr. Ein Händler konstatierte: Bilfinger werde wohl noch eine Weile brauchen, um die Talsohle zu durchschreiten.Der Sparte Power, zu der Konzeption, Bau und Wartung von Kraftwerken und Ölplattformen gehören, macht die Energiewende in Deutschland und der Ölpreisrückgang zu schaffen. Die Aufträge von Energieversorgern und Ölkonzernen sind deshalb eingebrochen. Zudem sind 60 Prozent des Umsatzes von Projektgeschäft abhängig, das sehr schwankungsanfällig ist. Der Anteil dürfte noch steigen, denn das Geschäftsfeld mit seinen rund 11.000 Mitarbeitern könnte sich Bilfinger zufolge nur durch mehr Aufträge im Ausland erholen. Auch das Industriegeschäft leidet unter sinkenden Öl- und Gaspreisen. Doch seien diese Probleme nicht mit der Lage im Kraftwerksgeschäft vergleichbar, sagte Bilfinger-Chef Utnegaard der Nachrichtenagentur Reuters.