Frankfurt/Budapest (Reuters) - Der Autobauer Daimler baut ein zweites Werk im ungarischen Kecskemet.
"Wir planen, in den nächsten Jahren rund eine Milliarde Euro in das neue Werk am Standort Kecskemet zu investieren", sagte Mercedes-Benz-Produktionsvorstand Markus Schäfer am Freitag. Seit 2012 produziert die Marke mit dem Stern dort Kompaktfahrzeuge mit Frontantrieb. In der neuen Fabrik können ab Ende des Jahrzehnts zusätzlich auch Fahrzeuge mit Heckantrieb vom Band laufen, also größere Autos von der Mittelklasse-Baureihe C-Klasse aufwärts. "Dort soll eine hochmoderne und effiziente Produktion entstehen, in der flexibel verschiedene Fahrzeugarchitekturen vom Band laufen", ergänzte Schäfer. Das sei notwendig, weil die Zahl der Modelle von derzeit 32 bald auf 40 steigen soll.
Daimler hat sich angesichts knapper Produktionskapazitäten in Deutschland für die Erweiterung im günstigeren Osteuropa entschieden. Die ungarische Regierung lockte mit Fördermitteln über rund 41 Millionen Euro. Die Verhandlungen darüber seien aber noch nicht abgeschlossen, erklärte Außenminister Peter Szijjarto. Für Ungarn könnte das neue Werk einen spürbaren wirtschaftlichen Impuls bringen: Bei voller Auslastung leiste es einen Beitrag von 0,4 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt, ergänzte der Minister. Die Exporte stiegen um drei Prozent.
Das neue Werk solle über einen Karosseriebau, eine Lackiererei, eine Montage und einen Industriepark verfügen. Durch die Investition entstünden rund 2.500 neue Arbeitsplätze am Standort und weitere Stellen bei Zulieferern in der Region und in deutschen Werken. Die endgültige Entscheidung hängt laut Daimler noch von verschiedenen Rahmenbedingungen ab. Die Vorbereitung soll in diesem Jahr beginnen.
In Kecskemet baut Mercedes-Benz bereits seit 2012 Autos. Im vergangenen Jahr rollten dort mehr als 180.000 Kompaktfahrzeuge vom Band. Dort beschäftigt der Autobauer mehr als 4.000 Mitarbeiter. Das bestehende Werk wird ebenfalls erweitert, wofür Daimler rund 580 Millionen Euro ausgeben will[nL5N17W35A]. Die deutschen Werke wie Sindelfingen, Rastatt oder Bremen müssen sich zunächst keine Sorgen über Verlagerungen machen. Für alle heimischen Standorte hat Daimler bereits Investitionspläne bis zum Ende des Jahrzehnts aufgestellt.