Tauziehen um Griechenlands Schulden macht Anleger mürbe
Frankfurt (Reuters) - Das Hickhack im griechischen Schuldenstreit hat auch am Donnerstag die europäischen Aktienanleger vergrault.Dax und EuroStoxx50 verloren bis zum späten Vormittag je 1,2 Prozent auf 10.835 und 3386 Punkte. "Eigentlich kann es niemand mehr hören, aber eine Lösung für Griechenland so oder so muss her. Und so lange das nicht geklärt ist, geht es bergab", sagte ein Händler. Belastend wirke sich auch die Unsicherheit über die Entwicklung der US-Konjunktur aus. Die Fed hatte ihre Wachstumsprognosen für 2015 etwas gesenkt und hält eine Zinserhöhung aus konjunktureller Sicht noch nicht für gerechtfertigt. Die Chancen für eine Einigung beim Treffen der Euro-Finanzminister in Luxemburg am Nachmittag gelten als gering. Für die Athener Regierung wird die Zeit knapp, denn Ende des Monats muss sie einen IWF-Kredit zurückzahlen. Sollte es wider Erwarten zu einer Einigung kommen, dürften Dax und Euro massiv anziehen, erwartet Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank. Der Euro stieg um einen viertel US-Cent auf rund 1,14 Dollar. Fed-Chefin Janet Yellen habe die Spekulationen auf eine Zinserhöhung gedämpft und so den Dollar geschwächt, erklärte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Dies drückte den Dollar auch zum Yen deutlich unter 123 Yen. Noch am Vortag hatte der Greenback auf einem Wochenhoch über 124 Yen notiert. BILFINGER ENTTÄUSCHT ANLEGERAus Furcht vor einem massiven Verlust bei Bilfinger kehrten die Anleger dem kriselnden Bau- und Dienstleistungskonzern den Rücken. Gerade zwei Wochen nachdem der Norweger Per Utnegaard auf dem Chefsessel Platz genommen hat, zog die Firma die Notbremse und kündigte am Mittwochabend den Verkauf der Sorgensparte Power an. Die im MDax gelisteten Aktien stürzten um 16,5 Prozent auf 31,31 Euro ab und notierten damit auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2009. Bilfinger habe erneut eine Gewinnwarnung ausgesprochen, schrieb DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic in einem Kommentar. Dass die Entscheidung für einen Verkauf schon so kurz nach dem Amtsantritt des neuen Chefs Per Utnegaard gefallen sei, deute darauf hin, dass das Geschäftsumfeld schwach bleibe. Seit Sommer vergangenen Jahres haben die Anleger des kriselnden Baukonzerns bereits fünf Gewinnwarnungen verdauen müssen.RAAB-ABSCHIED BELASTET PRO7-AKTIEN ETWASEbenfalls auf Talfahrt gingen ProSieben. Der Konzern verliert mit dem Karriere-Ende des Entertainers Stefan Raab eines seiner wichtigsten Aushängeschilder. Die kostengünstigen Formate müssten nun ersetzt werden, sagten Börsianer. Die Aktien fielen um bis zu 2,4 Prozent. Im Dax verloren SAP bis zu zwei Prozent. Händler verwiesen auf den nachbörslichen Kurssturz des US-Konkurrenten Oracle in New York, dem der starke Dollar zu schaffen macht. Allerdings dürfte dies für die Walldorfer kein Problem sein, sagte ein Händler.