- von Kathrin Jones und Andreas Kröner
Frankfurt (Reuters) - Der künftige US-Präsident Donald Trump macht die europäischen Bankenaufseher nervös.
Wenn es nach ihnen geht, sollte sich die Deutsche Bank möglichst schnell mit dem amerikanischen Justizministerium auf einen Vergleich im milliardenschweren Hypothekenstreit einigen. "Unsicherheit ist Gift", sagte ein hochrangiger Aufseher der Nachrichtenagentur Reuters. Ein anderer Aufseher betonte, es sei unfair, mit einer hohen Strafforderung von 14 Milliarden Dollar zu starten und die Bank dann so lange im Ungewissen zu lassen.
Die Verhandlungen darüber, wie teuer der Streit am Ende wirklich wird, laufen seit Mitte September. Vorstandschef John Cryan hat sich persönlich eingeschaltet, um die Summe noch ordentlich herunterzuhandeln. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn in den Frankfurter Doppeltürmen befürchtet man: "Billiger wird es unter Trump sicher nicht."
Der Republikaner Trump, der die Wahl Anfang November überraschend gewonnen hatte, übernimmt das Präsidentenamt am 20. Januar vom Demokraten Barack Obama. Die Deutsche Bank hatte zunächst gehofft, den Vergleich noch vor der Wahl unter Dach und Fach zu bringen - um sich wieder auf ihr Tagesgeschäft konzentrieren zu können. Doch auf der vermeintlichen Zielgeraden verloren die Gespräche mit den US-Aufsehern an Schwung, wie mehrere Insider berichteten.
Für Deutschlands größtes Geldhaus stehe auch die Frage im Raum, welche Geschäfte es auf dem wichtigen US-Markt künftig überhaupt noch machen wolle, hieß es unlängst. Strategieentscheidungen werden aber erst erwartet, wenn die Rechnung über eine der größten Altlasten klar ist. Juristen argumentieren, wenn der Hypotheken-Vergleich nun noch mit der alten Administration besiegelt werde und vor der Einführung der neuen Regierung komme, könne jeder sein Gesicht wahren. Die Deutsche Bank wollte sich zum aktuellen Verhandlungsstand am Mittwoch nicht äußern. Neben ihr zittern fünf weitere europäische Finanzinstitute.
DER NEUE PRÄSIDENT IST EIN GROSSER SCHULDNER
Trump, Milliardär und Geschäftsmann, hat bislang zwar den Willen bekundet, die Finanzindustrie weniger stark zu regulieren als sein Vorgänger. Doch dass er gerade die ausländischen Großbanken im Streit um faule Hypothekenpapiere besonders günstig davonkommen lässt, glauben die wenigsten. Die Beziehung zur Deutschen Bank ist besonders heikel, schließlich ist das Frankfurter Institut eines der größten Geldgeber für das Trump-Imperium.
Das geht aus Unterlagen hervor, die vom Mai dieses Jahres stammen und der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen. Damals musste der Wahlkämpfer Trump gegenüber den US-Behörden offenlegen, wie sich sein Vermögen und seine Schulden zusammensetzen. Demnach steht Trump bei der Deutschen Bank aktuell mit mindestens 180 Millionen Dollar in der Kreide. Der Betrag kann deutlich höher sein, da bei zwei Krediten unkonkret von einer Summe "über" 50 Millionen Dollar die Rede ist. Grundsätzlich fällt auf, dass die Darlehen relativ neu sind - sie stammen aus den Jahren 2012 und 2015 und laufen bis 2023 und 2024. Außerdem sind keine großen Wall-Street-Banken in der jüngeren Vergangenheit als Finanzierer für Trump aufgetreten.
Die Deutsche Bank wollte sich unter Verweis auf vertrauliche Kundenbeziehungen nicht zu den Zahlen äußern. Anderen Medienberichten zufolge hat die Bank Trump in den vergangenen 20 Jahren insgesamt rund 2,5 Milliarden Dollar geliehen. Auch diese Zahl lässt das Institut unkommentiert. Branchenkenner sagen, egal wie hoch die Forderungen auch seien: Trump dürfe sich nicht dem Verdacht aussetzen, mit der Deutschen Bank besonders gnädig umzugehen. Schon deshalb sei eine schnelle Hypotheken-Einigung noch vor dem Präsidentenwechsel im Sinne aller Beteiligten.