- von Markus Wacket
Berlin (Reuters) - Der künftige Bahn-Chef Richard Lutz kann bei seinem Amtsantritt nächste Woche die Rückkehr des Staatskonzerns in die Gewinnzone verkünden.
Dank ihres Sparkurses fuhr die Deutsche Bahn 2016 einen Betriebsgewinn von fast zwei Milliarden Euro ein, wie Konzernunterlagen zeigen, die der Nachrichtenagentur Reuters vorlagen. Dies sind fast elf Prozent mehr als 2015. Nach Zinszahlungen und Steuern bleibt ein Reingewinn von über 700 Millionen Euro. 2015 hatte der Konzern wegen Sonder-Abschreibungen auf die Güterbahn noch einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro ausgewiesen.
Dass das Bahn-Geschäft weiter unter Druck steht, zeigt der Umsatz. Dieser legte nur minimal auf 40,6 Milliarden Euro zu, womit die ursprünglichen Planungen um fast zwei Milliarden Euro verfehlt wurden. Bei den Güterbahnen in Deutschland und Europa hält die Krise weiter an. Der Verlust konnte hier aber durch den Verkauf von fast 200 Loks begrenzt werden. Die wichtigste Sparte Regionalverkehr, in der die Bahn Aufträge verliert, verbuchte weniger Gewinn. ICE und Intercity konnten nach einer Talfahrt wegen der Fernbuskonkurrenz dank zahlreicher Sonderangebote 2016 dagegen wieder leicht zulegen.
Im vergangenen Jahr profitierte das Unternehmen auch davon, dass nicht gestreikt wurde und es keine größeren Unwetterschäden gab. Allerdings kostete die zeitweise Stilllegung der zentralen ICE-Strecke Hannover-Kassel Geld.
BAHN MUSS 350 MILLIONEN IN ATOMFONDS ZAHLEN
Die Bilanz 2016 wurde durch Sondereffekte von fast 500 Millionen Euro belastet. Eine gewichtige Belastung resultierte aus dem Atompakt zwischen den Konzernen und dem Staat. Am Freikauf von den Risiken der Endlagerung muss sich auch die Bahn beteiligen, da sie Mitbesitzer des Atomkraftwerks Neckarwestheim ist. Fällig sind daher in diesem Jahr rund 350 Millionen Euro, für die Rückstellungen gebildet werden mussten. Die Bahn will ihre Zahlen am kommenden Donnerstag vorstellen.
Der Bahn-Planung für dieses Jahr zufolge, die Reuters ebenfalls vorliegt, soll der Umsatz auf 42 Milliarden Euro steigen. Der Betriebsgewinn wird demnach 2,15 Milliarden Euro erreichen. Helfen soll dabei auch das Sparprogramm Opex, das bei den Werkstätten und der Instandhaltung ansetzt. Als sicher gilt, dass dies eine erhebliche Anzahl Arbeitsplätze kosten wird. Es wird damit gerechnet, dass der neue Bahnchef Details erst nach der Bundestagswahl im September bekanntgeben wird.
Die große Koalition hatte sich diese Woche auf Finanzvorstand Lutz als Nachfolger von Rüdiger Grube verständigt, der den Konzern im Streit über seine Vertragsverlängerung im Januar überraschend verlassen hatte. Lutz soll am Mittwoch bei der Aufsichtsratssitzung für fünf Jahre ernannt werden und parallel weiter das Finanzressort führen.
Ein eigener Vorstand ist wieder für den kriselnden Güterverkehr vorgesehen. Dafür ist die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, Sigrid Nikutta, im Gespräch, die schon bei der Güterbahn gearbeitet hatte. Siemens-Vorstand Siegfried Russwurm gilt als Kandidat für die offene Position des Technik-Vorstands. Dieser Konzernumbau soll am Samstag bei einem Treffen der Aufsichtsräte der Eigentümerseite im Verkehrsministerium besprochen werden. Ob schnell eine Entscheidung bei diesen beiden Personalien fällt, sei aber offen, sagten Aufsichtsräte.