Tokio/London (Reuters) - Die USA und Japan demonstrieren im Umgang mit Nordkorea Geschlossenheit.
Der japanische Regierungschef Shinzo Abe erklärte am Dienstag nach der Ankunft von US-Vizepräsident Mike Pence in Tokio, er teilte die Haltung der Regierung in Washington, dass die Zeit der "strategischen Geduld" vorbei sei. Die Regierung in Pjöngjang müsse unter Druck gesetzt werden, und alle Optionen seien denkbar. Pence sagte dem langjährigen Verbündeten Unterstützung zu: "Wir stehen 100 Prozent hinter Ihnen." Nordkorea warnte in scharfen Worten vor einen militärischen Eingreifen der USA. Der amerikanische Vizepräsident befindet sich auf einer zehntägigen Asien-Reise. Zuvor hatte er in Südkorea über die jüngsten Spannungen mit dem nördlichen Nachbarn gesprochen.
Nordkorea hatte am Sonntag erneut eine Rakete getestet. Das Geschoss explodierte jedoch den USA zufolge nach dem Start. Die Führung in Pjöngjang ignorierte mit dem Test auch Mahnungen ihres Verbündeten China. Die Volksrepublik trägt UN-Sanktionen gegen das isolierte Land mit und scheint wegen des Verhaltens Nordkoreas zunehmend frustriert. Ein Sprecher der japanischen Regierung sagte am Dienstag, Pence und Abe seien sich einig, dass China eine größere Rolle im Umgang mit dem Verbündeten spielen müsse.
NORDKOREA WARNT VOR "UNEINGESCHRÄNKTEM KRIEG "
Die USA haben einen Militärschlag gegen Nordkorea nicht ausgeschlossen. Unklar bleibt, ob dies eine Reaktion auf einen etwaigen neuen Atomtest des kommunistischen Landes sein könnte. Pence verwies auf den US-Angriff auf einen syrischen Militärstützpunkt und den Einsatz einer Riesenbombe in Afghanistan als Zeichen für die Entschlossenheit von Präsident Donald Trump, die nicht auf die Probe gestellt werden sollte. Nordkoreas Vizeaußenminister Han Song Ryol sagte der BBC dagegen, sein Land werde "wöchentliche, monatliche und jährliche" Raketentests vornehmen. "Wenn die USA leichtsinnig genug sind, militärische Mittel einzusetzen, würde das von diesem Tag einen uneingeschränkten Krieg bedeuten."
Bei Pence' Besuch in Japan ging es auch um den Umbau der Handelsbeziehungen. "Heute beginnen wir mit dem Prozess eines Dialogs über die Wirtschaft, der in bilaterale Handelsgespräche münden könnte", sagte Pence. Vor dessen Gespräch mit Abe traf sich US-Handelsminister Wilbur Ross mit seinem Kollegen Hiroshige Seko. Die USA haben sich unter Trump aus dem transpazifischen Freihandelsabkommen TTP zurückgezogen. Stattdessen will Trump direkte Handelsverträge mit einzelnen Staaten schließen.
Japan befürchtet jedoch, dass die USA mit einem bilateralen Abkommen den Druck erhöhen könnten, geschützte Wirtschaftsbereiche wie die Landwirtschaft zu öffnen. Die Regierung in Washington beklagt ihrerseits den japanischen Handelsüberschuss von 69 Milliarden Dollar. Pence hatte als Gouverneur von Indiana enge politische und wirtschaftliche Beziehungen zu Japan geknüpft. In dem Bundesstaat haben etwa 260 japanische Unternehmen Niederlassungen, darunter Toyota, Honda und Subaru.