Frankfurt (Reuters) - Der Streit über die Zukunft des Mercedes-Werkes in Stuttgart-Untertürkheim zieht die Fahrzeugproduktion von Daimler in Mitleidenschaft.
Die Frühschicht in der E-Klasse-Produktion im Montagewerk Sindelfingen sei für Samstag abgesagt, teilte der Autobauer am Donnerstag mit. Daimler reagiert damit auf die Weigerung des Betriebsrates Untertürkheim, ab 1. Juli Überstunden in dem Teilewerk zu genehmigen. Damit fehlen der Fahrzeugmontage Achsen, Getriebe oder Motoren. Die Arbeitnehmervertretung will damit den Druck in der Verhandlung mit dem Management über die Umstellung des Standortes auf die Elektromobilität verstärken. "Das Unternehmen muss merken, dass es jetzt ernst wird", hatte Betriebsratschef Wolfgang Nieke erklärt.
Bei Mercedes-Benz läuft die Pkw-Fertigung derzeit auf Hochtouren mit Überstunden und Wochenendschichten. Ausfälle in Untertürkheim treffen den Autobauer daher empfindlich. Werksleiter Frank Deiß bekräftigte, das Management habe den Beschäftigten faire Vorschläge gemacht. "Eine weitere Eskalation halten wir angesichts unseres Angebotes nicht für angemessen", ergänzte er.
Hintergrund des schon länger schwelenden Streits ist die Umstellung der Produktion auf den beschlossenen raschen Ausbau von Elektroautos bei dem Premiumhersteller. Bis 2025 soll rund ein Fünftel des Absatzes auf Pkw mit Batterieantrieb entfallen. Da die Elektromotoren aus viel weniger Teilen bestehen als Verbrennungsmotoren, könnte das Komponentenwerk auf längere Sicht weniger Arbeit bieten. Beschäftigte fürchten um ihre Jobs. Daimler wolle den Mitarbeitern weiterhin gute Perspektiven bieten, erklärte Deiß. Doch müsse gemeinsam die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes gesichert werden. Denn es sei nicht selbstverständlich, dort die Batterieproduktion anzusiedeln. "Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist der Standort nicht optimal", ergänzte der Werksleiter und Chef der Antriebstechnik.