RWE schwächelt nun auch in Großbritannien
Düsseldorf (Reuters) - Der Energiekonzern RWE kämpft nach Einbußen im Stromgeschäft und bei seiner britischen Tochter mit sinkenden Gewinnen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei im ersten Halbjahr um sieben Prozent auf 3,186 Milliarden Euro geschrumpft, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Ebitda von 3,246 Milliarden Euro gerechnet. Ursache war vor allem der Preisverfall bei den Strom-Großhandelspreisen. Aber auch das Vertriebsgeschäft in Großbritannien läuft nicht rund. Hier erwartet RWE im Gesamtjahr ein Ergebnis deutlich unter dem Vorjahreswert anstatt einer leichten Verbesserung. Die Gewinnprognosen für den Gesamtkonzern behält RWE aber bei. Danach soll das Betriebsergebnis 2015 auf bis zu 3,6 Milliarden Euro nach vier Milliarden zurückgehen.Das operative Ergebnis (Ebitda) in Großbritannien fiel in den ersten sechs Monaten um 52 Prozent auf 83 Millionen Euro. RWE kämpfe auf der Insel mit operativen und technischen Problemen, schrieb Vorstandschef Peter Terium an die Aktionäre. Das IT-System ist Insidern zufolge seit Jahren anfällig. Im Halbjahresbericht verweist der Konzern auf "Prozess- und Systemprobleme bei der Privatkundenabrechnung". Zudem kämpft RWE mit einem Kundenschwund auf dem hart umkämpften Markt. Um den zu stoppen, bot der Konzern günstigere Tarife an, was die Einnahmen weiter drückte.KOHLE- UND GASKRAFTWERKE VERDIENEN IMMER WENIGERHauptproblem des Versorgers sind aber weiter die auf den tiefsten Stand seit Jahren gefallenen Strom-Großhandelspreise. Das Ergebnis der Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke brach um 27 Prozent auf 752 Millionen Euro ein. Die jahrelang nicht in Schwung gekommene Ökostromsparte konnte hingegen ihr Ergebnis unter anderem dank der Inbetriebnahme neuer Windparks auf 382 Millionen Euro um mehr als drei Viertel verbessern.RWE hat die Energiewende verschlafen und ist immer noch stark abhängig von Atom- und Kohlekraftwerken. Diese werfen wegen des Verfalls der Großhandelspreise aber immer weniger ab. In wenigen Jahren könnten sie gar nichts mehr verdienen. Die Krise der Branche macht auch dem Konkurrenten E.ON zu schaffen. Bei den Düsseldorfer war der operative Gewinn im ersten Halbjahr um 13 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro gefallen.