Frankfurt (Reuters) - Börsen-Chef Carsten Kengeter hat in der Affäre um seine mutmaßlichen Insidergeschäfte einen Etappensieg errungen.
Vorstand und Aufsichtsrat des Frankfurter Börsenbetreibers stimmten am Mittwoch der Zahlung eines Bußgeldes von 10,5 Millionen Euro zu, das die Staatsanwaltschaft Frankfurt für die Einstellung weiterer Ermittlungen gefordert hatte. Dem Deal muss das zuständige Amtsgericht Frankfurt noch zustimmen.
Kengeter ist damit aber noch nicht vom Haken. Sowohl die hessische Börsenaufsicht als auch die Finanzaufsicht BaFin wollen weiter prüfen, ob Kengeter aus ihrer Sicht noch als Börsenchef tragbar ist. "Erst im Anschluss daran wird sich der Aufsichtsrat der Deutschen Börse AG mit der Vertragsverlängerung von Carsten Kengeter befassen", erklärte Aufsichtsratschef Joachim Faber. Der Vertrag des Börsenchefs läuft noch bis März 2018. Ihm wird vorgeworfen, dass er im Dezember 2015 für 4,5 Millionen Euro Aktien des Börsenbetreibers gekauft hat - zwei Monate, bevor die später gescheiterten Fusionspläne mit der Londoner Börse LSE öffentlich wurden. Diese hatten den Aktienkurs massiv nach oben getrieben.
Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft gab es zum Zeitpunkt des Kaufs bereits Gespräche mit der LSE. Kengeter hat die Anschuldigungen wiederholt zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft hatte von der Börse 5,5 Millionen Euro wegen des mutmaßlichen Insiderhandels und fünf Millionen Euro wegen der aus ihrer Sicht verspäteten Börsenpflichtmitteilung zur geplanten Fusion mit der LSE gefordert.
Die Börse wies die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft weiterhin zurück. Sie akzeptiere die Geldbußen aber, um sich schnellstmöglich wieder ausschließlich auf das Geschäft konzentrieren zu können und die schwerwiegenden Belastungen durch das Ermittlungsverfahren hinter sich zu lassen. Die Börse gehe davon aus, dass die Ermittlungen gegen Kengeter gegen Auflagen eingestellt werden.
Kengeter hat die Aktien im Rahmen eines Vergütungsprogramms erworben, mit dem ihn der Aufsichtsrat langfristig an das Unternehmen binden wollte. Kengeter hatte sich bei dem Kauf mit eigenem Geld verpflichtet, die Aktien mindestens bis Ende 2019 zu halten. Das Investment war die Voraussetzung dafür, dass er so genannte "Co-Performance Shares" für ebenfalls 4,5 Millionen Euro von seinem Arbeitgeber erhielt. Deren Wert hängt unter anderem vom Gewinn und von der Rendite der Börsen-Aktie ab und steht erst in einigen Jahren fest. Die Annahme des umstrittenen Aktienkaufprogramms hatte Kengeter vergangene Woche als "moralische Pflicht" bezeichnet.
Die Börse verlängerte zudem ihr 200 Millionen Euro schweres Aktienrückkaufprogamm bis zum Ende des ersten Halbjahres 2018, wie sie am Mittwoch weiter mitteilte. Damit wolle man in der Lage sein "flexibler auf aktuelle Entwicklungen" reagieren zu können.