RTL wird Europa zu klein und will in die weite Welt

München (Reuters) - Der TV-Konzern RTL setzt nach seinem jüngsten Gewinnsprung weiter auf Expansion. "Auf Basis unserer starken Finanzlage haben wir den Ehrgeiz, die RTL Group in den nächsten Jahren signifikant wachsen zu lassen - den führenden europäischen Unterhaltungskonzern zu einem weltweit führenden Unternehmen für Videoproduktion [...] zu machen", erklärten die Unternehmenschefs Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch am Donnerstag. Ihr Haus solle vom führenden europäischen Unterhaltungskonzern zu einem weltweit führenden Unternehmen für Videoproduktion und -verwertung werden. "Wir planen im Schnitt pro Jahr zwischen 150 und 250 Millionen Euro in Zukäufe zu investieren", sagte Finanzvorstand Elmar Heggen im Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Vor allem im Internetgeschäft gebe es noch viel zu holen, was sich aber erst in einigen Jahren rechnen werde. "Wir befinden uns in einer Situation, in der noch alle Konkurrenten nach Marktanteil und Reichweite schnappen. Es herrscht noch Goldrausch", sagte der Manager. Das Digitalsegment seines Haus werde noch einige Jahre brauchen, bis es Geld abwerfe. Im Internet bietet RTL über verschiedene Plattformen kostenpflichtige sowie werbefinanzierte Video- und Musikformate an. Erst am Donnerstagmorgen sicherte sich die RTL-Tochter FremantleMedia die Mehrheit am italienischen TV-Produzenten Wildside. Konzernweit profitierte RTL zuletzt neben dem weiter stark wachsenden Internet-Geschäft vor allem von der einträglichen Fernsehwerbung, insbesondere in Deutschland. Der Umsatz des Senderverbunds kletterte im vergangenen Quartal binnen Jahresfrist um knapp acht Prozent auf 1,48 Milliarden Euro. Der Gewinn des Bertelsmann-Ablegers hat sich auf 245 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Während die Werbeeinnahmen in Deutschland, Frankreich und Spanien zulegten, lahmte das Reklamegeschäft in den Benelux-Ländern. Die Entwicklung dort habe vor allem saisonale Effekte, erklärte Heggen. Im Geschäft mit TV-Werbung in Deutschland, wo RTL nach wie vor einen Großteil seines Umsatzes macht, rechnet er mit einem leichten Einnahmenplus im laufenden Jahr. Die Marktanteile, die RTL im ersten Halbjahr gewonnen habe, werde der Sender wahrscheinlich wieder etwas verlieren. Allerdings stehen werbeeinträgliche Formate wie "Bauer sucht Frau", "Das Supertalent" oder die Qualifikationsspiele der deutschen Nationalmannschaft erst im zweiten Halbjahr auf dem Programm. Im Gesamtjahr werde der Konzern ein leichtes Umsatzplus erreichen. Das Betriebsergebnis werde auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Dabei habe RTL im vergangenen Jahr zahlreiche Sondereinnahmen, etwa aus Immobiliengeschäften, verbucht, die sich 2015 nicht wiederholen würden.