Reuters

Trump-Tiraden machen Europa-Anleger nervös

03.04.2018
um 11:56 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der von Donald Trump losgetretene Handelsstreit und die erneuten Angriffe des US-Präsidenten auf den Online-Händler Amazon vertreiben die Feiertagslaune der Aktienanleger.

Dax und EuroStoxx50 verloren nach dem langen Oster-Wochenende am Dienstag jeweils etwa ein Prozent auf 11.931 und 3327 Punkte.

"Trump gibt mit der einen Hand und nimmt mit der anderen", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. "Zu Jahresbeginn hatte er die Märkte mit seiner Steuerreform noch auf Rekordhöhen getrieben." Inzwischen schüre der US-Präsident die Furcht vor einem Handelskrieg. China verhängte als Reaktion auf die US-Schutzzölle für Stahl und Aluminium Zusatzabgaben auf US-Importe. Die USA planen weitere Sonderzölle auf chinesische Produkte.

Die realwirtschaftlichen Auswirkungen seien weniger das Problem als die Missachtung der Welthandelsorganisation WTO, die Streitfragen schlichten soll, warnte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. "Die Belastung für die Märkte liegt also nicht in den Zöllen an sich, sondern in dem, was sie repräsentieren könnten: Ein Bruch des globalen Handelssystems."

TRUMP GREIFT AMAZON ERNEUT AN

"Die Kommentare des US-Präsidenten Trump bezüglich Amazon waren auch alles andere als hilfreich", betonte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Ein bedeutender Anteil der Aktien-Rally in den vergangenen Jahren ist auf die Technologie-Werte zurückzuführen. Sollte es hier zu einer Panik kommen, hätte dies einen spürbaren Effekt auf die Märkte weltweit." Trump wirft dem US-Onlinehändler vor, der US-Post zu geringe Versandgebühren zu zahlen. Die Amazon-Aktien hatten daraufhin am Ostermontag gut fünf Prozent verloren und zum Kursrutsch der Wall Street beigetragen.

Vor diesem Hintergrund gerieten auch die europäischen Technologiewerte unter Verkaufsdruck. Ihr Branchenindex büßte 1,6 Prozent ein. Eine weitere Hiobsbotschaft sei, dass Apple bei seinen Mac-Rechnern zukünftig auf Intel-Chips verzichten wolle, sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. "Es sieht danach aus, als ob es derzeit keinerlei gute Nachrichten für den Technologiesektor gibt." Das sei ein schlechtes Omen für das Börsendebüt des Musikstreaming-Dienstes Spotify.

Die Apple-Ankündigung hatte Intel am Ostermontag einen Kursrutsch von etwa sechs Prozent eingebrockt. Die Aktien des Apple-Zulieferers Dialog Semiconductor fielen am Dienstag um bis zu 4,7 Prozent auf ein Vier-Jahres-Tief von 18,40 Euro. Der Plan des iPhone-Herstellers, künftig Prozessoren verstärkt in Eigenregie zu entwickeln, hatte dem Chip-Designer in den vergangenen Monaten bereits zugesetzt. Andere Apple-Zulieferer wie IQE oder AMS büßten bis zu 5,5 Prozent ein.

Die Aktien von Spotify sollen am Dienstag erstmals an der Wall Street gehandelt werden. Das schwedische Unternehmen entschied sich gegen einen klassischen Börsengang, bei dem Papiere Investoren angeboten werden und abhängig vom Interesse ein Ausgabepreis ermittelt wird. Dadurch spart es Millionen an Gebühren für Berater-Banken. Der Debütkurs errechnet sich aus Kauf- und Verkaufsorders nach Beginn des Börsenhandels. Als Richtschnur setzte die US-Börse NYSE den Spotify-Referenzkurs auf 132 Dollar fest.

Amazon.com Inc.

WKN 906866 ISIN US0231351067