Zürich/Madrid (Reuters) - Die Schweiz hat in Spanien die Auslieferung eines wegen Diebstahls von Kundendaten verurteilten ehemaligen Bankers beantragt.
Das Schweizer Justizministerium habe am Donnerstag einen formellen Antrag zur Auslieferung von Herve Falciani übermittelt, erklärte ein Sprecher der Behörde. Falciani war am Mittwoch in Madrid verhaftet worden, nachdem die Schweiz einen internationalen Haftbefehl erlassen hatte. Einem Gerichtsdokument zufolge entließ ein spanisches Gericht Falciani am Donnerstag bereits wieder aus der Haft, ordnete gleichzeitig aber an, im Land zu bleiben, bis über den Auslieferungs-Antrag entschieden sei.
Ein Schweizer Gericht hatte den Franzosen 2015 wegen wirtschaftlichen Nachrichtendienstes zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der Informatiker war 2009 von Genf in seine Heimat geflohen, nachdem sein Arbeitgeber HSBC das Datenleck entdeckt hatte. Frankreich und mehrere andere Staaten haben gestützt auf Falcianis Daten Untersuchungen gegen Steuersünder eingeleitet.
Medien und spanische Politiker erklärte, Spanien könnte Falciani als Verhandlungsmasse nutzen und ihn gegen eine katalanische Politikerin auszutauschen versuchen, die in die Schweiz geflohen sein soll. Der Sprecher des Justizministeriums erklärte dazu, wie die meisten anderen Länder trete die Schweiz auf Auslieferungsbegehren in Zusammenhang mit politischen Delikten nicht ein. Sollte die Schweiz Ersuchen bezüglich katalanischer Politiker erhalten, müssten die Behörden vertieft prüfen, ob es sich um solche Delikte handle.
Gegenwärtig beschäftigt sich die deutsche Justiz mit der Frage, ob der ehemalige katalanischen Regierungschef Carles Puigdemont an Spanien ausgeliefert werden soll. Puigdemont, der in Spanien wegen der Ausrufung der Unabhängigkeit Kataloniens der Rebellion sowie der Veruntreuung von Staatsgeldern angeklagt ist, droht dort eine Haftstrafe von bis zu 25 Jahren.