Reuters

E.ON-Aktionäre hoffen nach Innogy-Deal auf bessere Zeiten

10.05.2018
um 11:26 Uhr

- von Tom Käckenhoff

Essen (Reuters) - Leichtes Spiel für E.ON-Chef Johannes Teyssen: Auf der Hauptversammlung in Essen warb der Manager vor rund 1400 Aktionären für die milliardenschwere Übernahme der Netz- und Vertriebsgeschäfte von Innogy.

"Durch den Erwerb unseres Wettbewerbers Innogy können wir einen Quantensprung realisieren", sagte Teyssen am Mittwoch. Bei den Aktionären rannt der E.ON-Chef offene Türen ein. "Das war ein Paukenschlag", sagte ein Aktionärsschützer. "Ich sehe E.ON als Hauptprofiteur des Deals mit RWE", lobte ein anderer. Kritik kam kaum auf. Deutlich wurde aber auch, dass die Anleger nach den Jahren mit Milliardenverlusten nun auf stabilere Zeiten hoffen.

"Herr Teyssen, wir wünschen uns, dass die E.ON-Aktie von einem Hochrisikopapier wieder zu einem grundsoliden Witwen- und Waisenpapier wird", sagte der Portfoliomanager von Union Investment, Thomas Deser. Die Anleger wollten jetzt die Früchte ernten und eine kontinuierliche Wertsteigerung ohne negative Überraschungen sehen. Ähnlich äußerte sich Winfried Mathes von Deka Investment. "Herr Dr. Teyssen, mit dem neuerlichen Wechsel des Geschäftsmodells werden Sie langsam zum Chamäleon der deutschen Energiewirtschaft. Wir fragen uns, ist die Konzentration auf das Netz- und Kundengeschäft nun die Ultima Ratio für E.ON?"

E.ON hatte wie RWE und andere Versorger die Energiewende verschlafen. Teyssen hatte seit 2010 mehrfach die Strategie gewechselt. In Brasilien versenkte der Konzern mehr als eine Milliarde Euro. 2016 brachte E.ON die Kraftwerkstochter Uniper an die Börse und konzentrierte sich auf das Geschäft mit Strom- und Gasnetzen, den Vertrieb und die erneuerbaren Energien. Das Ökostromgeschäft soll nun RWE übernehmen.

KONZERNCHEFS TREFFEN GEWERKSCHAFTER AM FREITAG

Mit der geplanten Übernahme des Vertriebs- und Netzgeschäfts der RWE-Tochter Innogy werde E.ON künftig sein Ergebnis zu rund 80 Prozent aus regulierten Geschäften erzielen, warb Teyssen auf der Hauptversammlung für den Deal mit RWE. Ab dem zweiten Jahr nach dem Closing des Deals mit RWE strebe E.ON einen Wertzuwachs an. "Damit soll dann auch die Dividende stetig Jahr für Jahr steigen."

Den Innogy-Beschäftigten versprach er einen fairen Umgang. "Keiner von Innogy wird schlechter behandelt als ein E.ON-Mitarbeiter. E.ON will im Zuge der Übernahme bis zu 5000 der gut 70.000 Jobs abbauen. Am Freitag treffen sich die Vorstandschefs von E.ON, RWE und Innogy mit den Spitzen der Gewerkschaften IGBCE und Verdi und den Betriebsratschefs. Reuters hatte aus Gewerkschaftskreisen erfahren, dass eine Grundsatzvereinbarung erzielt werden könnte. Die Gewerkschaften fordern verbindliche Aussagen zum Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.

Die Integration der Innogy-Geschäfte soll E.ON-Vorstand Leonhard Birnbaum in die Hand nehmen. Der 51-Jährige war von 2008 bis 2013 für RWE tätig und gilt als ein potenzieller Nachfolger Teyssens. Birnbaum ist derzeit für das Netzgeschäft und die erneuerbaren Energien zuständig. Das Netzgeschäft werde künftig Thomas König übernehmen, der bislang in diesem Bereich für das Deutschland-Geschäft zuständig war. Für König werde der Vorstand um einen Posten erweitert.

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