- von Jonathan Saul
London (Reuters) - Die HSH Nordbank erwägt den Kauf von Schiffskrediten anderer Banken und will dafür künftig viel Geld in die Hand nehmen.
Das in der Privatisierung steckende Institut will damit genau jenes Geschäft ausweiten, mit dem es in der Finanzkrise ins Schlingern gekommen war. Wegen fauler Schiffsdarlehen und hoher Verluste musste die Landesbank damals von ihren Eignern vor dem Aus gerettet werden. Nun setzen die Hamburger auf eine Erholung der Branche und auf Kredite, die ordentlich bedient werden und nicht ausfallgefährdet sind, wie der zuständige Manager Christian Nieswandt in einem am Donnerstag veröffentlichten Reuters-Interview sagte. "Wir wollen wieder in Schiffe investieren und suchen qualitativ hochwertiges Geschäft."
Dafür stehe bis 2022 ein Etat von jährlich 700 Millionen Euro bereit, das eigene Neugeschäft eingerechnet. Chancen wittert Nieswandt aber vor allem auf dem Sekundärmarkt, denn viele Banken sind in der Schiffsfinanzierung auf dem Rückzug, weil sie sich die Finger verbrannt haben: "Wir sprechen mit einigen europäischen Banken, die ausdrücklich erklärt haben, dass sie Teile ihres Portfolios loswerden wollen", erklärte der HSH-Manager.
Die HSH Nordbank war einst weltgrößter Schiffsfinanzierer und geriet dann in der Finanz- und Schiffskrise in einen Abwärtsstrudel. Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein hatten das Institut 2009 mit einer Garantie von zehn Milliarden Euro und einer Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro vor dem Aus gerettet. Sie mussten die Landesbank auf Druck der EU Ende Februar 2018 verkaufen. Den Zuschlag bekam für eine Milliarde Euro ein Konsortium um die Finanzinvestoren Cerberus und J.C.Flowers. Damit der Deal über die Bühne gehen kann, müssen nach der Zustimmung der Länderparlamente von Hamburg und Schleswig-Holstein noch die Europäische Zentralbank und die EU-Kommission grünes Licht geben.
Zuletzt hat die Bank im Zuge der Privatisierung ihre Altlasten mit faulen Schiffskrediten fast komplett abgebaut und sitzt nach Worten Nieswandts derzeit auf einem Gesamt-Portfolio von rund 5,5 Milliarden Euro. "Wir fühlen uns wohl mit dieser Größe." Man wolle die Schiffsfinanzierung fortsetzen, aber nicht im gleichen Umfang wie in der Vergangenheit. "Wir haben viele Lektionen gelernt." Am lange kriselnden Schiffsmarkt gebe es zudem Zeichen einer Erholung. "Ich erwarte, dass unser internationales (Schiffs-) Geschäft immer wichtiger wird, denn in Deutschland gibt es nicht so viele bankfähige Transaktionen." Beobachter gehen davon aus, dass die Musik etwa in Singapur oder Griechenland spielen könnte. "Ich habe noch nie einen Zeitraum erlebt, in dem so viel Qualitätsportfolio zum Verkauf stand", sagte Nieswandt.