Berlin (Reuters) - Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) klopft mit einem dicken Kapitalpolster und einer erhöhten Gewinnprognose beim Haftungsverbund der Privatbanken an.
Die erste privatisierte Landesbank will Anfang 2022 beim Einlagensicherungsfonds des Bankenverbands deutscher Banken (BdB) unterschlüpfen und damit ihre öffentlich-rechtliche Vergangenheit endgültig abschütteln. HCOB-Chef Stefan Ermisch rechnet mit grünem Licht der Privatbanker. "Meine Zuversicht ist 100 Prozent", sagte Ermisch am Donnerstag. Denn die ehemalige HSH Nordbank habe die "sehr harten" Auflagen bisher alle erfüllt - "und zwar weit über den Anforderungen". Der BdB kündigte eine Entscheidung für Herbst an.
Dank eines positiven ersten Halbjahres erhöhte Ermisch das Gewinnziel für 2021 auf mehr als 250 Millionen Euro nach Steuern. Bereits im Mai hatte die Bank ihre ursprüngliche Schätzung von 135 auf rund 200 (2020: 102) Millionen Euro angehoben. In den ersten sechs Monaten summierte sich das Ergebnis unter dem Strich auf 194 (HJ 2020: 4) Millionen Euro. "Insbesondere bei der operativen Profitabilität sind wir schneller vorangekommen als geplant", betonte Ermisch.
Das Institut war Ende 2018 als erste Landesbank privatisiert worden und ging für eine Milliarde Euro an Finanzinvestoren um Cerberus und JC Flowers. Hamburg und Schleswig-Holstein hatten die HSH Nordbank in der Schiffs- und Finanzkrise mit Milliardenhilfen vor dem Aus gerettet und mussten sie auf Druck der EU verkaufen. Mit einem massiven Jobabbau, Spar- und Schrumpfungskurs sollte die in HCOB umbenannte Bank wieder flottgemacht werden. "Der bis heute einmalige Umbau einer Landesbank zu einer privaten Geschäftsbank war und ist ein enormer Kraftakt", sagte Ermisch. Nun sei man auf der Zielgerade. Von den 2018 noch 1716 (2020: 1122) Vollzeitstellen sollen 2022 nur rund 800 übrig bleiben. Ende Juni waren es 947. Man stelle auch wieder ein, erklärte Ermisch.
Der Manager sagte, operativ sei die HCOB womöglich "die effizienteste Bank in Deutschland" und die Kapitalquote (CET1) von 29,6 Prozent wohl eine der stärksten in ganz Europa. Die Eigenkapitalrendite nach Steuer lag zur Jahresmitte bei 19,8 Prozent und soll sich künftig bei rund zwölf Prozent einpendeln. Auch die Europäische Zentralbank hatte den Hamburgern beim jüngsten Stresstest ein gutes Zeugnis ausgestellt.
Die Reise der Bank sei noch nicht zu Ende, sagte Ermisch. Ob sie künftig auf eigenen Beinen stehe oder sich mit einem Partner zusammentue, werde sich zeigen. "Ich bin da sehr entspannt, wir stehen unter keinem Zeitdruck."