Reuters

Goldman Sachs rechnet mit Fusionen in europäischem Finanzsektor

27.06.2018
um 08:06 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Europa-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, Richard Gnodde, erwartet in Europa eine weitere Konsolidierung der Finanzbranche.

"Ganz allmählich senkt sich die Waagschale in Richtung von Zusammenschlüssen. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir in zwei, drei Jahren dann auch wirklich Transaktionen sehen", sagte er dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe). Der Druck auf die Banken, Skaleneffekte zu realisieren, wachse. "Es gibt aber nach wie vor viele Hürden, wie etwa die unvollendete Bankenunion." Gnodde forderte die EU daher auf, "die Bankenunion zügig zu vollenden und die Kapitalmarktunion mit voller Kraft voranzutreiben." Das sei die Voraussetzung für eine wettbewerbsfähige Finanzindustrie mit Wachstumsaussichten.

"Der Brexit hat im Vergleich dazu nur einen kurzfristigen und viel geringeren Effekt", sagte Gnodde weiter. Goldman Sachs bereite sich auf einen harten Brexit vor. Die Bank verlasse sich nicht darauf, dass es eine Übergangsfrist für den EU-Austritt Großbritanniens geben werde. Die ersten Mitarbeiter seien bereits nach Frankfurt umgezogen. "Aber wir schicken unsere Leute ja nicht nur nach Frankfurt, sondern auch nach Paris, Madrid, Mailand oder Stockholm. Das heißt, unsere Präsenz in Kontinentaleuropa wächst weiter." Viele Banken verlagern Aktivitäten weg von London, um nach einem Brexit weiter ungehindert Geschäfte in Kontinentaleuropa tätigen zu können.

Mit der digitalen Plattform Marcus ist Goldman Sachs ins Privatkundengeschäft vorgestoßen. Die Bank habe darüber bereits 22 Milliarden Dollar an Einlagen generiert, sagte Gnodde. In Europa plant Goldman Sachs den Markteintritt in Großbritannien in den nächsten Monaten. "Deutschland steht danach auf dem Programm, aber es gibt noch keinen Zeitplan."

Goldman Sachs Group

WKN 920332 ISIN US38141G1040