Reuters

Chinesische Firmen stemmen weniger Übernahmen in Europa

16.07.2018
um 15:36 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Chinesische Unternehmen kämpfen bei Übernahmen in Europa mit Gegenwind.

Im ersten Halbjahr sank die Zahl der chinesischen Übernahmen und Unternehmensbeteiligungen (M&A) in Europa um zwölf Prozent auf 111, wie eine Studie der Unternehmensberatung EY (Ernst & Young) ergab. Das Investitionsvolumen halbierte sich sogar auf 14,9 (Vorjahr: 31,6) Milliarden Dollar. Deutsche Unternehmen waren das bevorzugte Ziel chinesischer Käufer. Vor allem aufgrund des geschätzt 8,9 Milliarden Dollar schweren Einstiegs des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler erhöhte sich das Investitionsvolumen chinesischer Käufer in Deutschland im ersten Halbjahr auf 9,9 (Vorjahr: 6,7) Milliarden Dollar.

Seit dem ersten Halbjahr 2016 sinkt die Zahl chinesischer Übernahmen und Beteiligungen in Europa kontinuierlich. "Es gibt teilweise politische Bedenken und die Sorge vor einem Ausverkauf von Know-how", sagte EY-Expertin Yi Sun. Zum Teil haben andere Interessenten die chinesischen Investoren überboten, bei anderen kam die Finanzierung nicht zustande, da seit Ende 2016 strengere chinesischen Auflagen für die Übernahme ausländischer Unternehmen gelten.

Auch die Verkäufer sind vorsichtiger geworden: "Sie fordern heute oft schon bei der Vertragsunterzeichnung hohe Garantien von den chinesischen Käufern", sagte Sun. "Und auch Bankbürgschaften sind für chinesische Investoren deutlich schwieriger zu erhalten."

M&A-Experte Hartmut Krause von der Anwaltskanzlei Allen & Overy sieht jedoch Anzeichen für eine Belebung chinesischer Aktivitäten in Deutschland, so dass im zweiten Halbjahr mit einer Steigerung zu rechnen sei. "Die ambitionierten Ziele der chinesischen Regierung, bis 2025 die Technologieführerschaft in verschiedenen Bereichen zu erlangen, sind unverändert und somit als Motivation weiterhin wirksam", sagte Krause. Zudem gewöhnten sich die Unternehmen an die verschäften regulatorischen Rahmenbedingungen. Auch EY-Expertin Sun erwartet für die zweite Jahreshälfte ein anhaltend großes Interesse chinesischer Investoren an deutschen und europäischen Unternehmen.

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