Düsseldorf (Reuters) - Die schwache Nachfrage nach Motoren zwingt Deutz zu Einschnitten. Firmenchef Helmut Leube kassierte die Prognose und sorgte bei Anlegern für Bestürzung. Die Aktien brachen um ein Viertel ein - der größte Kurssturz seit 19 Jahren.
Das bekommen auch die Mitarbeiter zu spüren: Die Kurzarbeit werde von der Montage auf die Fertigung ausgeweitet, kündigte ein Sprecher am Mittwoch an. Wie viele Mitarbeiter davon betroffen sind, blieb zunächst offen. Für einige hundert Mitarbeit gilt sie bereits. Betroffen sei vor allem der Standort in Köln. Deutz beschäftigt insgesamt rund 3800 Mitarbeiter, etwa 2900 in Deutschland.
Die Nachfrage nach Baumaschinen und Lastwagenmotoren in China sei enttäuschend, auch in den USA laufe es nicht rund, erläuterte der Sprecher. In Europa bauten einige Kunden ihre im vergangenen Jahr aufgefüllten Lager langsamer ab als erwartet. Deutz erwartet für das laufende Jahr nur noch ein ausgeglichenes operatives Ergebnis, nachdem die Kölner zuvor eine operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) von rund drei Prozent in Aussicht gestellt hatten. Der Umsatz werde um 20 statt der bislang erwarteten zehn Prozent fallen. Für 2016 traut sich Deutz überhaupt keine Prognose mehr zu.
AKTIONÄRE NEHMEN DEUTZ-CHEF INS VISIER
Vorstandschef Leube dürfte nun erneut unter Druck geraten. Er hatte angekündigt, dass Deutz nach einem Umsatzrückgang in diesem Jahr - einem "Übergangsjahr" - die Erlöse 2016 um über zehn Prozent steigern und deutlich profitabler werden wolle. Dann zahle sich die Einführung neuer Motoren aus. 2014 hatte der Konzern ein Nettoergebnis von 19,5 Millionen Euro erzielt - im Vorjahr war es noch fast doppelt soviel.
Auf den vergangenen Hauptversammlungen waren bereits Rücktrittsforderungen gegen Leube laut geworden. Ihm sei es in sieben Jahren als Chef nicht gelungen, das Unternehmen auf einen klaren Wachstumskurs zu bringen, hatte ein Aktionärsvertreter bei dem letzten Treffen Ende April geklagt. "Wann werden wir die Ergebnisse einfahren, die Sie uns seit Jahren versprechen", kritisierte ein anderer.
DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic sprach von einer "harschen Gewinnwarnung". Ins gleiche Horn stießen die Analysten des Brokerhauses Equinet. Sie stuften die Aktie auf "Verkaufen" herunter und erklärten, die Hoffnung auf eine Erholung im dritten Quartal hätten sich zerschlagen. Die Aktie brach um bis zu 28,5 Prozent auf 3,54 Euro ein, zumal Deutz auch noch ankündigte, dass das zweite Halbjahr spürbar schlechter ausfallen wird als das erste.