Reuters

Ceconomy stellt wegen Türkei-Krise Pläne auf den Prüfstand

14.08.2018
um 14:36 Uhr

Düsseldorf (Reuters) - Die Elektronikhandelsholding Ceconomy könnte wegen der Türkei-Krise ihre Pläne für eine rasante Expansion in dem Land eindampfen.

Der Mutterkonzern der größten europäischen Elektronikhandelskette Media Markt und Saturn wolle überprüfen, ob tatsächlich bis zu 20 neue Märkte in der Türkei eröffnet werden sollten, sagte Ceconomy-Chef Pieter Haas am Dienstag. Langfristig glaube er an den türkischen Markt, versicherte er. Kurzfristig könnte die rasante Abwertung der türkischen Lira aber auf den Ergebnissen des laufenden vierten Quartals lasten, erklärten Analysten des Bankhauses Lampe. Schon im dritten Quartal schrieb Ceconomy rote Zahlen. Die Aktien stürzten in der Spitze mehr als zehn Prozent auf 6,23 Euro - den tiefsten Stand seit der Trennung von der Metro vor über einem Jahr.

MediaMarkt und Saturn betreiben in Europa über 1000 Märkte, in der Türkei sind es 69 Filialen. Haas zufolge wächst die Kette dort rasant: "Wir gewinnen substanziell Marktanteile." Auch der Aufruf des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, keine US-Smartphones mehr zu kaufen, können die Kette nicht schrecken - sie habe auch in Asien gefertigte Geräte etwa von Huawei oder Samsung im Angebot, sagte Haas. Sorgen um die Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank und von US-Präsident Donald Trump verhängte Strafzölle hatten die Landeswährung Lira in diesem Jahr über 40 Prozent ihres Werts verlieren lassen.

Ceconomy war im vergangenen Sommer durch die Aufspaltung des Handelsriesen Metro entstanden. Seitdem gehen die Metro mit ihren Großmärkten und der Supermarktkette Real sowie der Media-Saturn-Mutterkonzern getrennte Wege. Die Aufspaltung sollte beide Teile schlagkräftiger und für die Investoren attraktiver machen. Mit Blick auf die Börsenkurse von Metro und Ceconomy ist das bislang aber nicht gelungen: Notierte die Ceconomy-Aktie nach der Unabhängigkeit Mitte Juli 2017 noch mit 9,32 Euro und erreichte im Januar ein Jahreshoch von 13,40 Euro, kosteten die Papiere am Mittag 6,42 Euro. Metro-Aktien notierten Mitte Juli 2017 noch bei Kursen um 20 Euro, ein gutes Jahr später erreichten sie ein Tief von 10,02 Euro.

Der Metro-Kurs belastet auch Ceconomy. Denn die Holding hatte ein Paket von rund zehn Prozent der Metro-Aktien mit auf dem Weg in die Unabhängigkeit bekommen. Immer neue Kurstiefs machen Abschreibungen bei Ceconomy nötig - im dritten Quartal waren es 138 Millionen Euro. Ceconomy verzeichnete deshalb einen Verlust von 104 Millionen Euro. Der Umsatz stagnierte bei 4,6 Milliarden Euro, Analysten hatten mit 4,7 Milliarden Euro gerechnet. Den operativen Verlust (Ebit) konnte Ceconomy aber auf 30 (Vorjahr: Minus 49) Millionen Euro eindämmen.

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