Sao Paulo/Hamburg (Reuters) - Volkswagen will wegen der Absatzkrise in Brasilien Arbeitszeit und Bezahlung seiner Belegschaft im Werk Anchieta nordöstlich von Sao Paulo um je ein Fünftel kürzen.
Im Gegenzug sollen Jobs an dem Standort gesichert werden. Eine entsprechende Übereinkunft sei jetzt mit der Gewerkschaft und dem Betriebsrat erzielt worden, teilte Volkswagen do Brasil am Freitag mit. Darüber sollten nun Verhandlungen mit den brasilianischen Behörden aufgenommen werden. Ziel ist ein Abkommen nach einem brasilianischen Kurzarbeitsmodell, bei dem der Staat die Hälfte der Einkommenskürzungen ausgleicht. Insgesamt arbeiten in Anchieta rund 11.600 Menschen für VW. Dort rollen der Kleinwagen Gol und die Pick-up Version Saveiro vom Band.
Auf eine ähnliche Vereinbarung hatte sich Daimler vor Kurzem mit dem Betriebsrat in seinem Nutzfahrzeugwerk in Sao Bernardo geeinigt. Dort nahm der Konzern die bereits ausgesprochene Kündigung von rund 1500 der insgesamt 10.000 Mitarbeiter in dem Werk zurück.
Volkswagen bereitet offenbar eine größere Restrukturierung in Brasilien vor und muss dafür eine größere Summe zur Seite legen. Der Konzern plane im vierten Quartal die Rückstellung eines dreistelligen Millionenbetrags in Euro für Restrukturierungen in dem südamerikanischen Land, zitierte die Deutsche Bank aus einer Präsentation von VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch anlässlich einer Konferenz des Geldhauses in Frankfurt. Der Absatz ist wegen der Wirtschaftskrise in Brasilien seit längerem auf Talfahrt. Davon sind auch andere Hersteller betroffen.
VW-Vertriebsvorstand Christian Klingler hatte bereits bei der Präsentation der Quartalszahlen Ende Juli gesagt, es zeichne sich keine Verbesserung in Brasilien ab. Im Frühjahr hatte VW die Produktion in seinem Werk in Taubate rund 150 Kilometer nordöstlich von Sao Paulo heruntergeschraubt. Dort werden der Verkaufsschlager VW Gol, die Stufenheckvariante Voyage und der VW Up gebaut. Im Januar hatte VW bereits versucht, in einer anderen brasilianischen Fertigungsstätte bei Sao Paulo Arbeitsplätze abzubauen. Nach einem zehntägigen Streik der Beschäftigten nahm das Unternehmen die Entlassung von 800 Arbeitern aber zurück.