Reuters

JPMorgan-Chef warnt vor Turbulenzen in Europa durch Italien

02.11.2018
um 07:46 Uhr

Berlin (Reuters) - JPMorgan-Chef Jamie Dimon hat vor einer schweren Krise in Europa durch die jüngste Entwicklung in Italien gewarnt.

"Ich sage sie nicht voraus, und ich weiß nicht, ob die Wahrscheinlichkeit bei zwei oder bei 20 Prozent liegt", sagte Dimon dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe). "Aber ja, das könnte passieren. Es gab in der jüngsten Vergangenheit viele politische Probleme, die nicht gut gelöst wurden, und dies ist eines davon." Er sorge sich um die Stabilität Europas. "Die langfristige Gesundheit Europas ist wichtig für die gesamte Welt", sagte Dimon. "Deshalb bin ich besorgt über alles, was einen Riss verursachen könnte, vor allem in der Währungsunion." Neben dem Brexit berge die Lage in Italien dieses Risiko.

Die populistische Regierung in Rom peilt eine höhere Neuverschuldung des ohnehin schon stark verschuldeten Euro-Landes an und geht damit auf Konfrontationskurs zur EU-Kommission. Der Haushaltsstreit sorgt für Nervosität an den Märkten und macht es für Italien teurer, sich frisches Geld zu besorgen. Anlegern musste der Staat zuletzt für zehnjährige Papiere einen Zins von 3,36 Prozent bieten. Das ist so viel wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr.

Wenn die Situation eskalieren sollte, wäre das auch eine Gefahr für das Bankensystem, sagte der JPMorgan-Chef. "Die Banken vor Ort können schlicht nicht stabil sein, wenn die Regierung ihres Landes nicht stabil ist", ergänzte Dimon. "Wenn die Staatsschulden ihres Landes nichts wert sind, dann werden es die Banken nicht schaffen." Dimon sprach sich auch dafür aus, die europäische Bankenunion zu stärken. "Was Europa braucht, ist eine gemeinsame Einlagensicherung." Auch eine weitere Konsolidierung in Europas Bankensektor wäre seiner Ansicht nach ein guter Schritt, "wenn sie richtig gemacht wird".

JPMorgan Chase & Co.

WKN 850628 ISIN US46625H1005