Reuters

Fitschen vermeidet in Prozess Distanzierung von Mitangeklagten

16.06.2015
um 14:06 Uhr
München (Reuters) - Deutsche Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen will im Strafprozess wegen Betrugsverdachts offenbar keinen Keil zwischen sich und die mitangeklagten Ex-Vorstände treiben lassen. Er räumte am Dienstag vor dem Landgericht München zwar ein, dass er nicht dieselbe Erinnerung an ein Vorstandsgespräch über den damaligen Kreditkunden Leo Kirch habe wie seine Kollegen. "Die Abweichungen waren völlig immateriell", betonte Fitschen jedoch. "Egal in welcher Variation, haben wir alle das gleiche gesagt, nur die Staatsanwaltschaft will es nicht wahrhaben."Fitschen sitzt gemeinsam mit seinen Vorgängern Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie den Ex-Vorständen Clemens Börsig und Tessen von Heydebreck auf der Anklagebank. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sollen die Manager ein anderes Gericht belogen haben, um eine milliardenschwere Schadenersatzklage des Medienunternehmers Kirch abzublocken. Fitschen, so der Vorwurf, habe damals Lügen seiner Kollegen nicht verhindert, nachdem er Widersprüche zu seiner eigenen Erinnerung entdeckt habe. Kirch, der 2011 starb, hatte die Bank für den Zusammenbruch seines Imperiums im Jahr 2002 verantwortlich gemacht. Auslöser der Pleite war nach Kirchs Lesart ein Fernsehinterview des damaligen Deutsche-Bank-Chefs Breuer. Dieser hatte öffentlich über Zweifel an Kirchs Kreditwürdigkeit gesprochen. Damit habe Breuer, so die Anklage, Kirch zu einem lukrativen Beratungsmandat für die Bank zwingen wollen. Die Banker haben dies einhellig bestritten. Der Streit mit Kirch endete mit einem Vergleich.Fitschen sagte am Dienstag, nach seiner Erinnerung habe der Vorstand vor Breuers Fernsehinterview vereinbart, dass Breuer mit dem damals wirtschaftlich angeschlagenen Kirch ins Gespräch kommen sollte, um dessen Wünsche zu erfahren. Nach Aussagen der übrigen Ex-Vorstände sollte die Bank diesen Schritt jedoch erst gehen, falls ein anderes Medienunternehmen in dieser Angelegenheit ein Mandat der Bank wünsche. Damit habe ein Interessenkonflikt mit dem Kreditkunden Kirch vermieden werden sollen. Fitschen erklärte jedoch, aus seiner Sicht sei der Unterschied beider Varianten nicht wesentlich. Entscheidend sei gewesen, dass Breuer nicht beauftragt worden sei, von Kirch ein Mandat zu erlangen.

Deutsche Bank Aktiengesellschaft

WKN 514000 ISIN DE0005140008