- von Alexander Hübner
München (Reuters) - Sie versprechen Renditen von zwölf, 16 oder sogar 20 Prozent - doch wer nicht Millionen mitbringt, dem ist der Einstieg in die geschlossenen Fonds von Private-Equity-Gesellschaften in Europa verwehrt.
Ein Start-up aus Berlin ist angetreten, das zu ändern: "Wir demokratisieren Private Equity als Anlageform", sagt der Gründer und Chef von Moonfare, Alexander Argyros, in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Das komme auch den Beteiligungsfirmen selbst zugute, die sonst monatelang auf Werbetour bei Superreichen, Pensionskassen oder Versicherern gehen müssten, um Geld für ihre teilweise milliardenschweren Fonds einzuwerben. "Wir helfen ihnen auch, ihre Investorenbasis zu verbreitern, weg von den institutionellen Anlegern, die immer fordernder werden", erklärt der 32-Jährige.
100.000 Euro, in Deutschland sogar 200.000 Euro, muss ein Kunde aber auch bei Moonfare mitbringen. Sonst gilt er für die Finanzaufsicht nicht als Profi-Anleger und darf nicht in die Unternehmensbeteiligungs-Fonds investieren. Denn Private Equity kann riskant sein, weil die Fonds viel Fremdkapital einsetzen, um die Renditen anzukurbeln. Entwickelt sich ein Unternehmen im Portfolio nicht wie erwartet, kann das Eigenkapital - also das Geld der Investoren - weg sein. "Unsere Zielgruppe sind Leute, die sich mit Private Equity auskennen oder vielleicht sogar beruflich damit zu tun haben, wie Banker, Anwälte, Manager und Unternehmensberater", sagt der Moonfare-Gründer. In Deutschland kommen sogar große Family Offices zu uns, die sonst keinen Zugang zu Private Equity bekommen."
Sie konnten bisher nicht investieren, weil Fonds wie EQT, Blackstone oder Carlyle ihre Anteile nur in Paketen von fünf oder zehn Millionen Euro verkaufen. Moonfare übernimmt eines oder mehrere solcher Pakete und reicht es an die Anleger weiter. Während normale Private-Equity-Investoren in der Regel zehn Jahre gebunden sind, will Moonfare auch den vorzeitigen Ausstieg ermöglichen: "Wenn einer unserer Investoren verkaufen will, helfen wir ihm, einen Käufer zu finden", sagt Argyros. Der digitale Marktplatz dafür soll in sechs bis neun Monaten fertig sein.
Die Idee kommt aus den USA. Dort verwalten ICapital Network und Artivest bereits jeweils mehr als fünf Milliarden Dollar für ihre Kunden, mit dem gleichen Geschäftsmodell wie Moonfare. Den Beteiligungsfirmen gefällt es: "Wir haben mit 20 Private-Equity-Fonds gesprochen, 18 haben positiv auf unsere Idee reagiert", sagt Argyros. Blackstone etwa will in den nächsten fünf Jahren die Hälfte seiner frischen Mittel bei vermögenden Privatkunden und Vermögensverwaltern reicher Familien einwerben. Sie stellen weniger Ansprüche als die institutionelle Klientel.
Moonfare kommt bislang auf 60 Millionen Dollar verwaltetes Vermögen. "Bis zum Jahresende werden wir bei 100 Millionen sein", prophezeit Argyros, der bis 2013 selbst für den Private-Equity-Anbieter KKR gearbeitet hat. "Wir wollen bis 2020 die Gewinnschwelle überschritten haben. Bis dahin wollen wir annähernd eine Milliarde Dollar Assets under Management haben." Provisionen bekommt Moonfare von den Fonds nicht. "Wir nehmen 0,5 Prozent Verwaltungsgebühren von unseren Kunden", erklärt der Firmengründer. "Zudem investieren wir einen kleinen Teil der uns zugeteilten Summe auch selbst in die Fonds."
Das Geld, das Moonfare dafür braucht, kommt zum Teil aus der Branche, wie Argyros berichtet: "Wir haben in zweieinhalb Wochen zehn Millionen Euro frisches Kapital eingesammelt. Unter unseren 60 Anteilseignern sind namhafte Manager aus der Private-Equity-Branche."