Essen (Reuters) - Evonik treibt seinen Konzernumbau voran und will sich stärker auf das Geschäft rund um die Spezialchemie konzentrieren.
Die Essener verkaufen deshalb ihr Plexiglas-Geschäft für etwa drei Milliarden Euro an den Finanzinvestor Advent. Mit den Einnahmen will Evonik das margenstärkere und konjunkturunabhängigere Spezialchemie-Portfolio ausbauen. "Wir wollen der beste Spezialchemiekonzern der Welt werden", verkündete Konzernchef Christian Kullmann am Dienstag in Essen ehrgeizig. Bis dahin sei es aber noch ein langer Weg: Beim Bau der neuen Evonik-Skulptur sei man erst "am Knieglenk" angelangt. Im laufenden Jahr lasten wirtschaftliche Unsicherheiten auf den Geschäften.
2019 werde "sicher kein einfaches Jahr", räumte Kullmann ein. Evonik erwarte ein bereinigtes Ebitda und einen Umsatz, die auf dem Niveau von 2018 oder leicht darunter liegen würden. Evonik könne sich der weltwirtschaftlichen Entwicklung nicht entziehen. Ins erste Quartal sei der Konzern aber gut gestartet und könne nahe an die Vorjahresergebnisse herankommen.
Im vergangenen Jahr konnte der Essener Konzern auch dank seiner Übernahmen Umsatz und operatives Ergebnis steigern. Das bereinigte Ebitda legte im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zu, die Erlöse kletterten um vier Prozent auf 15 Milliarden Euro. Der Konzern lag damit im Rahmen der Erwartungen des Marktes. Die Anteilseigner rund um die RAG-Stiftung sollen für 2018 eine unveränderte Dividende von 1,15 Euro je Aktie erhalten.
Bei den Anlegern kamen die Zahlen und vor allem der beim Verkauf des Plexiglas-Geschäfts erzielte Preis gut an: Evonik-Aktien legten bis zum Mittag um knapp fünf Prozent zu und notierten bei 26,75 Euro. Der Kaufpreis sei "bombastisch", sagte Kullmann - der Markt habe mit zwei bis 2,5 Milliarden Euro gerechnet. Evonik habe mit dem Verkauf des Methacrylat-Geschäfts "das Profil unseres Portfolios weiter in Richtung Spezialchemie geschärft." Der Verbund rund um das Plexiglas-Geschäft mit rund 3900 Mitarbeitern - davon gut 2700 Beschäftigte in Deutschland - und einem Umsatz von etwa 1,8 Milliarden Euro soll im dritten Quartal 2019 an Advent gehen. Evonik will die Einnahmen auch für die Finanzierung des US-Zukaufs PeroxyChem nutzen.
Die Essener waren in der Vergangenheit auf Einkaufstour gegangen. Sie hatten 2017 für 630 Millionen Dollar das Silica-Geschäft des US-Konzerns JM Huber übernommen. Evonik hatte zuvor zudem eine Sparte des US-Konzerns Air Products für rund 3,8 Milliarden Dollar gekauft. Zuletzt hatte Evonik im November die Übernahme des US-Unternehmens PeroxyChem verkündet. Kullmann will weiter kaufen und verkaufen: "Wir haben noch viel vor."