Sindelfingen (Reuters) - Daimlers künftiger Konzernchef Ola Källenius will den Autobauer ganz auf Klimaschutz trimmen.
Als erstes Etappenziel kündigte Källenius am Montag an, bis 2022 die Pkw-Produktion von Mercedes in Europa CO2-neutral zu machen - durch den Einsatz von Ökostrom und das Finanzieren von Klimaschutzprojekten. Auch die Autos selbst sollen längerfristig kein Klimagas mehr ausstoßen. Bei der Umstellung auf Elektromobilität legt der Oberklasse-Hersteller deshalb die Latte höher: Bis 2030 wollen die Schwaben mehr als die Hälfte ihres Pkw-Absatzes mit Elektroautos und Hybrid-Wagen bestreiten - und damit den Anteil gegenüber 2025 mehr als verdoppeln. In 20 Jahren soll die Flotte komplett CO2-neutral fahren, womöglich auch mit synthetischen Kraftstoffen.
Nachhaltigkeit sei nicht länger ein Ziel, das neben dem wirtschaftlichen Erfolg separat verfolgt werde, sagte Källenius im Mercedes-Werk Sindelfingen nahe Stuttgart. "Die Geschäftsstrategie an sich muss nachhaltig sein", betonte der 49-jährige Schwede, der mit der Hauptversammlung am 22. Mai das Zepter vom langjährigen Konzernlenker Dieter Zetsche (65) übernimmt.
Der Autokonzern will sein Geschäftsmodell mit leistungsstarken Premium- und Luxuswagen für die Ära des weitgehend CO2-freien Wirtschaftens sichern, wie es die Europäische Union unter Maßgabe des Pariser Klimaschutzabkommen bis 2050 anstrebt. Für die Autohersteller in Europa heißt das konkret, dass sie bis 2030 bei Neuwagen den Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid (CO2) gegenüber 2020 um weitere 37,5 Prozent senken müssen. Deshalb bringt Mercedes in diesem Jahr das erste Modell der neuen Elektroautomarke EQ heraus. Bis 2022 sollen es zehn werden. Viele weitere werden folgen, sagte Källenius. Daimler werde weiter alle alternativen Antriebsarten - also Batterie, Hybrid und Brennstoffzelle - verfolgen, da noch offen ist, welche Technologie sich langfristig durchsetzt.
Da 70 Prozent eines Autos bei Mercedes von Zulieferern stammen, sollen künftig auch sie auf CO2-Reduktion verpflichtet werden, erklärte Källenius weiter. "Um zu unterstreichen, dass wir es ernst meinen, koppeln wir Teile der Vorstandsvergütung an die Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele", ergänzte er. "Wir alle müssen unsere Komfortzone verlassen, um auf neuen Wegen voranzukommen." Zur finanziellen Seite des Klimaschutzplans machte Källenius keine neuen Angaben, bereits bekannt ist die Investitionssumme von zehn Milliarden Euro für Elektroautos bis Mitte des nächsten Jahrzehnts. Auch zum schon im Februar angekündigten Kostensenkungsplan ließ sich der künftige Daimler-Chef keine Zahl entlocken. Nur soviel: "Die Transformation ist kapitalintensiv, deshalb muss die Effizienzsteigerung vorangetrieben werden."
Vergangene Woche hatte der weltweit größte Autozulieferer Bosch angekündigt, schon im kommenden Jahr CO2-neutral zu arbeiten. Bis 2030 sind für den Klimaschutz zwei Milliarden Euro an Ausgaben geplant, wobei Bosch andererseits mit einer Energiekostenersparnis von einer Milliarde Euro rechnet.