Reuters

SAP-Mitgründer Plattner verkündet Abschied auf Raten

15.05.2019
um 14:47 Uhr

Mannheim (Reuters) - SAP läutet den Beginn einer neuen Ära ein: Aufsichtsratschef Hasso Plattner, der als letzter der Gründer noch bei dem Softwarriesen tätig ist, will in absehbarer Zeit aufhören.

Der 75-Jährige stellte sich am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Mannheim zur Wiederwahl - allerdings nur für drei statt wie bisher fünf Jahre. "Diese drei Jahre sollen dann gleichzeitig auch meine letzte Amtszeit sein", sagte Plattner, der SAP 1972 zusammen mit vier anderen IT-Spezialisten gegründet hat.

Der Hobby-Segler ließ vor den rund 3500 in der SAP Arena versammelten Aktionäre offen, wer ihm dann als Chefkontrolleur nachfolgen soll. "Wir werden das entscheiden, wenn es Zeit ist." Plattner war bis 2003 Vorstandschef des Walldorfer Konzerns, zwei Jahre später übernahm er den Vorsitz im Aufsichtsrat. Er ist länger als die anderen Mitgründer an Bord von Europas wetvollstem Technologiekonzern. Dietmer Hopp hatte sich 2005 mit damals 65 Jahren aus dem Kontrollgremium zurückgezogen.

Plattner muss SAP in seinen letzten Amtsjahren durch unruhiges Fahrwasser steuern, denn bei dem erfolgsverwöhnten Unternehmen rumort es hinter den Kulissen. In der Belegschaft sorgt ein groß angelegter Arbeitsplatzabbau für Unruhe, auch im Vorstand blieb in den vergangenen Monaten kaum ein Stein auf dem anderen. Einige langjährige Top-Manager haben den Konzern verlassen und Branchenkenner befürchten einen Wissensverlust. Zudem soll in diesem Jahr der kürzlich für acht Milliarden Dollar übernommene US-Datenanalysekonzern Qualtrics integriert werden.

Vorstandschef Bill McDermott betonte vor den Anteilseignern, SAP plane nun vorerst keine größeren Zukäufe mehr. "Wir haben die kritischen Übernahmen getätigt, die wir gebraucht haben." Nun sei das Unternehmen "perfekt" aufgestellt, um von Trends wie Digitalisierung und Datenanalyse zu profitieren.

NEUER INVESTOR ELLIOTT BLEIBT IM HINTERGRUND

Künftig will SAP wieder mehr Geld für die Aktionäre aufbringen. "Wir werden unsere Mittelverwendung diszipliniert fortsetzen und prüfen unter anderem ein mehrjähriges Aktienrückkaufprogramm", kündigte McDermott an. Zuletzt hatte SAP 2017 für 500 Millionen Euro eigene Aktien erworben. Die Pläne dürften vor allem den neuen Großaktionär Elliott freuen. Der US-Hedgefonds hatte Ende April eine Beteiligung von rund einem Prozent öffentlich gemacht, woraufhin die im Dax notierten SAP-Aktien auf ein Rekordhoch von 117 Euro gestiegen waren.

Der für seinen harschen Umgang mit Firmenvorständen bekannte Investor bereitet SAP nach offiziellem Bekunden keine Kopfschmerzen. McDermott hatte Elliott bei einer Technologiekonferenz jüngst als "fantastischen Investor" bezeichnet. Finanzchef Luka Mucic betonte vor den Anteilseignern, das Management begrüße das Engagement und stehe mit dem Hedgefonds ebenso wie mit anderen Anteilseignern im regelmäßigen Austausch. Bei der Hauptversammlung meldeten sich die Amerikaner nicht zu Wort.

SAP SE

WKN 716460 ISIN DE0007164600