Sofia (Reuters) - Hacker haben in Bulgarien persönliche Daten einschließlich Finanzangaben von Millionen Bürgern erbeutet.
Möglich geworden sei dies durch einen erfolgreichen Angriff auf das Computersystem der Steuerbehörde, wie die Regierung am Dienstag in Sofia mitteilte. Dieser habe sich Ende Juni ereignet. "Viele persönliche Daten wurden gestohlen", sagte Innenminister Mladen Marinow dem Sender bTV. Die Daten sollen anschließend über eine russische E-Mail-Adresse verbreitet worden sein.
Marinow vermutet einen Zusammenhang mit dem Kauf von acht US-Kampfjets des Typs F-16 von Lockheed Martin im Wert von rund 1,3 Milliarden Dollar. Dabei handelte es sich um den größten Rüstungskauf Bulgariens seit dem Ende des Kommunismus in dem osteuropäischen Land. Die F-16 ersetzen ältere MiG-29-Flieger aus sowjetischer Produktion. Der einstige Verbündete Moskaus ist inzwischen EU- und Nato-Mitglied. Russische Behörden wollten sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern.
Der bulgarische Finanzminister Wladislaw Goranow sagte, dass etwa drei Prozent der Datenbank der Steuerbehörde von dem Angriff betroffen seien, die Millionen von Datensätzen in dem sieben Millionen Einwohner zählenden Land umfasse. Die durchgesickerten Informationen seien nicht als geheim eingestuft. Die Finanzstabilität sei nicht gefährdet.
Die Regierung habe den Nationalen Sicherheitsrat einberufen, sagte Marinow. Alle staatlichen Institutionen würden überprüft. Sofia plane auch, die EU-Agentur für Cybersicherheit um Hilfe zu bitten. Bulgarischen Medienberichten zufolge soll die E-Mail der Hacker auch einen Aufruf zur Freilassung von WikiLeaks-Gründer Julian Assange enthalten, der in Großbritannien in Haft sitzt. "Ihre Regierung ist geistig behindert. Der Zustand ihrer Cybersicherheit ist eine Parodie", soll darin außerdem stehen.