Eindhoven/Kopenhagen/Kiew (Reuters) - Die Ukraine hat von den Niederlanden und Dänemark feste Zusagen zur Lieferung von F-16-Kampfjets erhalten.
Damit kann sie für ihren Kampf gegen die russischen Invasoren erstmals ein modernes Kampfflugzeug westlicher Bauart einplanen. Als Bedingung nannte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte am Sonntag bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj jedoch, dass die Ukraine Voraussetzungen bei Personal und Infrastruktur erfüllen müsse. Auch die Zahl der zu liefernden Flugzeuge aus den Niederlanden sei noch offen.
Selenskyj sprach bei seinem Besuch im niederländischen Eindhoven von einem Durchbruch. Er hatte zuletzt bereits Rückendeckung der USA erhalten, die grünes Licht für die Weitergabe der vom US-Hersteller Lockheed Martin gebauten Flugzeuge durch ihre Nato-Partner gegeben hatten. Am Samstag hatte Selenskyj bei einem Besuch in Schweden dessen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson um schwedische Gripen-Kampfjets gebeten. Schweden hatte bereits im Juni ukrainische Piloten zu Testflügen auf den Jets des Herstellers Saab eingeladen, aber auch erklärt, es benötige seine Gripen-Flotte selbst.
Die Niederlande und Dänemark hingegen wollen F-16-Jets ausmustern. Wie viele ihrer insgesamt 42 F-16-Maschinen die Niederlande abgeben werden, sei allerdings noch offen, sagte Rutte nun. Früheren Angaben zufolge verfügen die Niederlande über 24 einsatzbereite F-16, die bis Mitte 2024 ausgemustert werden sollen. Weitere 18 Jets stehen zum Verkauf. Selenskyj sagte, die Zahl der Kampfjets solle nach der entsprechenden Ausbildung ukrainischer Piloten und Techniker vereinbart werden.
Voraussetzungen für eine Weitergabe müssten noch erfüllt werden, erklärten Rutte. Entscheidend sei, dass ukrainische Piloten erfolgreich an den Maschinen ausgebildet würden und infrastrukturelle Voraussetzungen erfüllt würden. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow hatte am Samstag gesagt, die mindestens sechsmonatige Ausbildung von Piloten habe bereits begonnen. Piloten, Ingenieure und Mechaniker benötigten auch ein fachliches Sprachtraining, da gewöhnliche Englischkenntnisse nicht ausreichten.
Dänemark will der Ukraine 19 F-16 Kampfjets geben. Davon sollen die ersten sechs um Neujahr herum an Kiew ausgeliefert werden sollen, gefolgt von acht im Jahr 2024 und fünf im darauffolgenden Jahr, sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen auf einer späteren gemeinsamen Pressekonferenz mit Selenskyj auf dem Luftwaffenstützpunkt Skrydstrup. "Wir wissen, dass Ihre Freiheit auch unsere Freiheit ist. Wir wissen auch, dass Sie mehr Waffen brauchen", ergänzte sie.
Geplant war zuletzt, dass ein Bündnis von elf Ländern noch im August in Dänemark mit dem Training ukrainischer Piloten für den Einsatz auf der F-16 beginnt. Auch in Rumänien soll ein Ausbildungszentrum eingerichtet werden. Es wurde damit gerechnet, dass Anfang 2024 die ersten Piloten bereit für Kampfeinsätze sein werden. Damit rechnete auch die Ukraine. Im kommenden Herbst und Winter würden die Flugzeuge nicht eingesetzt werden können, hatte ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe am Mittwoch erklärt.
Die Ukraine hatte seit Monaten auf die Lieferung der amerikanischen Jets gedrungen. Allerdings haben Vertreter der US-Regierung, die anonym bleiben wollen, Hoffnungen gedämpft, die F-16 würden eine Wende im Krieg auslösen. Die Kampfjets würden bei der derzeitigen Gegenoffensive der Ukraine angesichts der russischen Luftabwehrsysteme und des umkämpften Luftraums keine entscheidende Rolle spielen, hieß es.
(Bericht von Bart Meijer, Toby Sterling, Stephanie van den Berg, Piroschka van der Wouw, Jacob Gronholt-Pedersen und Pavel Polityuk, geschrieben von Jörn Poltz, Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)