Augsburger Synlab will Europas Labormarkt aufrollen
Frankfurt (Reuters) - Der Augsburger Labordienstleister Synlab soll unter seinem neuen Eigentümer zum Kern eines europäischen Diagnose-Konzerns werden. Der Finanzinvestor Cinven bestätigte am Freitag die Übernahme von Synlab. Er will das bayerische Unternehmen - schon jetzt Nummer zwei der Branche in Europa - mit dem französischen Rivalen Labco zusammenlegen, den er erst im Mai für 1,2 Milliarden Euro gekauft hatte. Für Synlab zahlt Cinven drei Insidern zufolge bis zu 1,8 Milliarden Euro. In der Branche läuft zurzeit eine Konsolidierungswelle. "Ich bin sicher, dass Synlab unter seinem Gründer Bartl Wimmer weitere Expansionsschritte machen wird", sagte Ewald Walgenbach, der das Unternehmen für seinen bisherigen Eigentümer BC Partners betreut hatte. "In dieser Branche arbeiten große Unternehmen einfach effizienter."Auch Wimmer selbst, der an Synlab beteiligt bleibt, hofft auf weitere Übernahmen: "Die Synlab-Gruppe ist eine wichtige Plattform für die Konsolidierung der Laborbranche und wird dies auch in den kommenden Jahren mit dem neuen Eigentümer bleiben." Ein Thema sei auch die Erschließung weitere Märkte und neuer Geschäftsfelder - etwa in der Tiermedizin, der Hygiene und Umweltanalysen. Synlab war unter der Ägide von BC Partners mit 60 Zukäufen stark gewachsen: Seit 2010 wurden aus 230 Millionen Euro Umsatz 756 Millionen, aus 3000 Mitarbeitern mehr als 7000, von Süddeutschland aus expandierte Synlab in 23 Länder.Die Branche profitiert davon, dass immer mehr Kliniken Blut- und Gewebeproben nicht mehr selbst auswerten. "Der europäische Diagnostik-Markt ist durch starkes Wachstum, eine verringerte Kapazität und hohe Eintrittsbarrieren gekennzeichnet", erklärte Cinven-Manager Alex Leslie. Wachstumspotenzial gibt es genug. Die beiden Branchenführer - Synlab und die australische Sonic Healthcare - stehen zusammen für fünf Prozent des Marktes, in den USA haben die beiden größten Laborkonzerne 45 Prozent Marktanteil. Auch die Nummer zwei in Deutschland, die Hamburger Amedes, gehört einem Finanzinvestor, der irgendwann aussteigen will. Synlab hatte schon vor zwei Jahren versucht, Amedes zu kaufen.Um Synlab mitgeboten hatten Branchenkreisen zufolge 16 potenzielle Käufer. Am Ende seien der Finanzinvestor EQT, der ebenfalls im Besitz von Beteiligungsfirmen befindliche Schweizer Rivale Unilabs und die dänische Novo Nordisk neben Cinven im Rennen gewesen. Für BC Partners war Synlab ein gutes Geschäft: Der Investor habe das 2,7-fache seines Einsatzes erwirtschaftet, sagte ein Insider. "Wir sind mit dem Engagement zufrieden", sagte Walgenbach dazu.