Berlin (Reuters) - Der europäische TV-Konzern RTL Group baut mit einem Rekordumsatz im Rücken die Konzernspitze um und zugleich Stellen ab.
Zudem will das Unternehmen das Geschäft mit Werbetechnologie in Europa vorantreiben. "Mit unseren Allianzen und Partnerschaften treiben wir die Konsolidierung der europäischen Total-Video-Industrie voran – von der Inhalteproduktion über die Werbevermarktung bis hin zur Technologie", sagte RTL-Chef Thomas Rabe am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Ein Anstieg der digitalen Umsätze um gut ein Fünftel sorgte dafür, dass die gesamten Erlöse in den ersten sechs Monaten um 4,2 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro stiegen. Der Betriebsgewinn (Ebita) fiel um rund zwei Prozent auf 538 Millionen Euro – wegen Investitionen in Programminhalte und Streaming-Dienste.
Die Bertelsmann-Tochter bekräftigte ihre Geschäftsziele für 2019 und vergrößert derweil den Vorstand. Der langjährige Finanzchef Elmar Heggen verantwortet ab sofort das operative Geschäft (COO). Neuer Finanzvorstand wird Bertelsmann-Manager Björn Bauer. Zum erweiterten Vorstand gehören künftig auch die Chefs der drei größten Geschäftseinheiten – Bernd Reichart von der Mediengruppe RTL Deutschland, Nicolas de Tavernost von der französischen Groupe M6 und Jennifer Mullin CEO von der Produktionstochter Fremantle.
Zudem soll bis Ende September geprüft werden, wie viele Jobs der klassischen Hauptquartier-Funktionen in Luxemburg bleiben. Nach vorläufiger Planung sollen diese rund 100 Stellen - etwa bei Strategie, Personal, Controlling und Kommunikation - auf etwa 50 reduziert werden. Rund 35 davon sollen nach Köln zum Standort von RTL Deutschland verlagert werden und 15 sollen im Großherzogtum bleiben. Rabe verwies auf Kostendruck und das sich wandelnde Geschäft. "Wir müssen Ressourcen freisetzen, um in neue Aktivitäten zu investieren." In Luxemburg soll es nach Konzernangaben künftig weiter mehr als 600 Beschäftigte geben.
Die Sendergruppe kündigte ferner eine "strategische Prüfung" ihres Geschäfts rund um Werbetechnologie an. Unter der Marke Smartclip soll hier die Mediengruppe RTL Deutschland die Verantwortung für alle europäischen Märkte übernehmen, mit Ausnahme Großbritanniens. Für das globale Geschäft von SpotX, das einen US-Schwerpunkt hat, sucht RTL nun allerdings Verbündete. Ob man die Mehrheit behalte, abgebe oder ein Gemeinschaftsunternehmen gründe, sei offen und hänge vom Partner ab, sagte Rabe, der auch Bertelsmann-Chef ist. "Wir denken über alles nach." In sechs bis acht Wochen dürften Gespräche dazu starten. "Wir haben nicht die Absicht das Geschäft zu verkaufen."