Reuters

Bundestag sperrt nach Hackerangriff Tausende Websites

26.06.2015
um 17:56 Uhr
Berlin (Reuters) - Als Reaktion auf einen verheerenden Hackerangriff gegen das IT-Netz des Bundestags wird Mitarbeitern und Abgeordneten der Zugriff auf Tausende Webseiten verwehrt. Der Internetverkehr werde am Wochenende vollständig über ein Netz von Bundesbehörden geschaltet, teilte die Unionsfraktion am Freitag mit. Dort existiere ein weitaus besserer Filter, wodurch der Zugang zu mehr als 100.000 Seiten gesperrt werde. Damit soll verhindert werden, dass sich weitere Computer infizieren.Auch in der Woche bestehe eine Filterung, auch wenn das IT-Netz dann nur teilweise auf das andere System umgeleitet werde, hieß es von Parlamentsvertretern. Dauerhaft seien 4000 Adressen gesperrt, die Schadsoftware verbreiten könnten. Über eine Quarantäneliste hatte zuerst der "Spiegel" berichtet.In der Koalition gibt es nun Streit darüber, ob die Blockierungen auch künftig gelten sollen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Bernhard Kaster, sagte, es würden Regeln für mehr IT-Sicherheit benötigt. Dazu gehöre die Filterung gefährlicher Server. Sie sei eine der ersten Maßnahmen gewesen und als vorläufige Abwehrmaßnahme sehr effektiv.Der netzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Klingbeil, warnte im "Spiegel" jedoch: "Es ist mit dem freien Mandat unvereinbar, dass eine Regierungsbehörde entscheidet, auf welche Informationen Abgeordnete zugreifen dürfen und diese Kommunikation zudem protokolliert." Es könne sich nicht um eine Dauerlösung handeln. Der Bundestag müsse zügig ein eigenes Hochsicherheitsnetz aufbauen.Das IT-Netz des Parlaments ist seit Wochen Ziel von Hackern und muss umfangreich erneuert werden. Auf einen Zuschlag hofft die Telekom-Tochter T-Systems. Experten vermuten, dass ausländische Geheimdienste hinter der Attacke stehen.

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