Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Bank schreckt trotz der Belastungen durch die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) vor Strafzinsen für normale Sparer zurück.
Das Geldhaus sei hier sehr vorsichtig, sagte Finanzchef James von Moltke am Mittwoch bei einer Bankenkonferenz in London. Es gebe unter anderem rechtliche Gründe und die Politik, die dagegen sprächen. Das bedeute aber, dass die Bank in allen anderen Bereichen des Einlagengeschäfts - etwa bei Kunden mit höheren Einlagen, in der Vermögensverwaltung oder bei Unternehmenskunden - sehr genau schauen werde, welche Preiserhöhungen nötig seien. "Die Fähigkeit der Bankenbranche, Teile ihrer Kundenbasis vor den Auswirkungen negativer Zinsen zu schützen, ist einfach verschwunden."
Seit die Deutsche Bank im Juli ihre Strategie vorgestellt hat, sind die Zinsen an den Finanzmärkten weiter gefallen. Die von vielen Bankern erhoffte Zinserhöhung der EZB ist in weite Ferne gerückt. Der Leitzins liegt seit Jahren bei 0,0 Prozent. Zudem verlangt die Euro-Notenbank von den Banken Strafzinsen, wenn sie über Nacht bei ihr Geld parken. Dieser Einlagesatz liegt bei minus 0,5 Prozent.
Die Deutsche Bank hatte ursprünglich für 2022 Erträge von rund 25 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, um die Renditeziele zu erreichen. Wegen der niedrigen Zinsen hatte von Moltke jedoch bereits Anfang September erklärt, diese würden dann lediglich zwischen 24 bis 25 Milliarden Euro liegen. "Einige der Erträge, die wir für 2022 eingeplant haben, wird es einfach nicht geben. Wie viel, bleibt abzuwarten", sagte von Moltke am Mittwoch. "Nun müssen wir herausfinden, wie wir das ausgleichen können." Möglichkeiten seien etwa höhere Gebühren und der Ausbau des Provisionsgeschäfts. Die Bank arbeite hart daran herauszufinden, wie viele der Ertragsverluste durch niedrige Zinsen sie letztendlich ausgleichen könne.