Wien (Reuters) - Der niedrige Ölpreis setzt den Öl- und Gaskonzern OMV zunehmend unter Druck.
Das österreichische Unternehmen hat die Erwartungen für den Ölpreis in den kommenden Jahren deutlich nach unten geschraubt und rechnet nun für das dritte Quartal mit einer Abschreibung in Milliardenhöhe, wie die Firma am Montag mitteilte. Die Aktie ging nach der Ankündigung auf Talfahrt.
Die OMV leidet wie die gesamte Branche darunter, dass sich der Ölpreis innerhalb eines Jahres auf rund 50 Dollar mehr als halbiert hat. Reagiert hat sie darauf bereits mit einer Kürzung von Investitionen sowie einem Sparprogramm. Ein breiter Stellenabbau blieb bisher aus. OMV-Chef Rainer Seele dementierte kürzlich einen Medienbericht, wonach die Belegschaft um 20 Prozent reduziert werden solle.
Für 2016 rechnet die OMV nun nur noch mit einem Brent-Ölpreis von 55 (zuvor: 75) Dollar je Barrel. Für 2017 wurde die Erwartungen auf 70 (zuvor: 90) Dollar je Barrel gesenkt und für 2018 auf 80 (zuvor: 105) Dollar je Barrel. Bei einem niedrigen Ölpreis wird für die OMV das Geschäft mit der Suche und Förderung von Öl und Gas weniger lukrativ. Durch die niedrigeren Ölpreisannahmen seien im Quartal Sonderaufwendungen von etwa einer Milliarde Euro zu erwarten, teilte die OMV mit.
Um Geld in die Kassen zu spülen, will sich das Unternehmen nun von bis zu 49 Prozent an der Tochter Gas Connect Austria trennen. Derzeit werde ein Berater für die Transaktion gesucht, die 2016 unterzeichnet werden soll. Gas Connect betreibt ein rund 900 Kilometer langes Erdgas-Leitungsnetz in Österreich. "Potenzielle Investoren haben bereits starkes Interesse bekundet, da das regulierte Geschäft einen stabilen Beitrag zum Ergebnis liefert", teilte die OMV mit.
Ob sich unter den Interessenten auch die russische Gazprom befindet, wollte ein Unternehmenssprecher nicht kommentieren. Die Österreicher und der Energiemonopolist wollen künftig bei der Ausbeutung von Teilen des sibirischen Öl- und Gasfeldes zusammenarbeiten. Den Deal mit den Russen will die OMV über einen Tausch von Vermögenswerten abwickeln. Details sollen Anfang des nächsten Jahres veröffentlicht werden.
Im dritten Quartal sank auch die Förderung des Konzerns. Die Gesamtproduktion von Öl und Gas schrumpfte um fünf Prozent auf 262.000 Barrel pro Tag. OMV begründete dies damit, dass aufgrund von Wartungsarbeiten in Norwegen und Rumänien weniger produziert wurde. Wichtige Stütze für die Ergebnisentwicklung bleibe weiterhin das Geschäft mit der Weiterverarbeitung von Rohöl zu Treibstoffen. Die entsprechende Raffineriemarge stieg im dritten Quartal auf 7,84 Dollar je Barrel nach 7,78 Barrel im Vorquartal. Die Ergebnisse für das dritte Quartal will die OMV am 5. November veröffentlichen.