Reuters

Richter sieht im Deutsche-Bank-Prozess noch viel Klärungsbedarf

20.10.2015
um 11:31 Uhr

München (Reuters) - Der Betrugsprozess gegen Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen und frühere Topmanager des Instituts wird nach Einschätzung des Landgerichts München noch länger andauern.

"Wir sind noch im vollen Lauf", sagte Richter Peter Noll in der Verhandlung am Dienstag. Er reagierte damit auf den Wunsch mehrerer Verteidiger, die Staatsanwaltschaft bei ihren immer neuen Beweisanträgen zu bremsen. "Dass ich sage, wir sind jetzt durch mit allen verfügbaren Beweismitteln, das ist noch ein bisschen hin", sagte Noll. Fitschens Verteidigerin Barbara Livonius hatte in einer zurückliegenden Sitzung erklärt, die Anträge der Staatsanwaltschaft auf Befragung weiterer Zeugen erregten den "Verdacht der versuchten Prozessverschleppung".

Fitschen, seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie zwei weitere Ex-Vorstände von Deutschlands größter Bank stehen wegen des Vorwurfs des versuchten Prozessbetrugs seit April vor Gericht. Die Anklage bezieht sich auf Aussagen der Banker in einem Schadenersatzprozess, den der mittlerweile verstorbene Unternehmer Leo Kirch gegen das Institut geführt hatte. Kirch hatte die Bank für die Pleite seines Medienimperiums verantwortlich gemacht. Später einigten sich beide Seiten auf einen 925 Millionen Euro schweren Vergleich.

Die Banker haben die Anklage der Strafverfolger als haltlos zurückgewiesen. Noll machte bereits mehrfach deutlich, die Staatsanwaltschaft habe bisher keine stichhaltigen Beweise für ihre Betrugsvorwürfe geliefert. Das Gericht hat vorsorglich Termine bis 22. Dezember anberaumt. Am Dienstag waren mehrere Mitarbeiter aus der Verwaltung der Deutschen Bank als Zeugen geladen.

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008