Frankfurt (Reuters) - Der Baustoffkonzern HeidelbergCement wagt für 2020 wegen der Coronavirus-Krise keine Prognose mehr und will mit Einsparungen gegensteuern.
"Die massiven Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erfordern fortwährende Anpassungen bei der operativen Steuerung unserer Geschäfte. Wir müssen die Situation von Tag zu Tag neu bewerten", sagte Vorstandschef Dominik von Achten am Donnerstag. Derzeit sei nicht abschätzbar, wie lange die Vorsorgemaßnahmen anhalten werden und welche Auswirkungen auf die Bautätigkeit in den einzelnen Ländern zu erwarten seien. "Vor diesem Hintergrund ist ein seriöser Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020 zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich." Der weltweit zweitgrößte Zementhersteller stoppt alle verzichtbaren Investitionen, stellt keine neuen Mitarbeiter ein und prüft Kurzarbeit.
Noch vor wenigen Wochen war das Heidelberger Unternehmen davon ausgegangen, Umsatz und Ergebnis leicht zu steigern und dass die weltweite Bautätigkeit weiter zulegen wird. "Wir sind so gut ins Jahr gestartet wie selten zuvor", sagte von Achten. In allen Unternehmensbereichen sei der Absatz gestiegen. Doch mit der Ausbreitung des Coronavirus habe sich alles geändert. In den USA etwa seien erste Bauprojekte auf Eis gelegt worden und diese Entwicklung dürfte sich weiter ausweiten. Besonders betroffen ist HeidelbergCement aber von der Situation in Italien, wo der Konzern 2016 seine Präsenz durch die Übernahme von Italcementi gestärkt hatte und mit etwa 1700 Mitarbeiter einen Umsatz von rund 600 Millionen Euro - rund drei Prozent der Gesamterlöse - erzielt.
In dem Land, das nach China weltweit von der Corona-Pandemie am stärksten betroffen ist, musste HeidelbergCement drei Werke in der Lombardei wegen des Virus schließen. Die Produktion in den anderen italienischen Werken laufe aber noch, sagte von Achten. In Italien sei der Absatz deutlich zurückgegangen, aber auch in Spanien und Frankreich sinke die Nachfrage, weil ein Großteil der Baustellen zum Stillstand komme. Von Achten versicherte, HeidelbergCement habe alle notwendigen Maßnahmen angestoßen, um mögliche Auswirkungen des Coronavirus abzumildern. Das Unternehmen habe "beträchtlichen Liquiditätsspielraum" von insgesamt 6,5 Milliarden Euro und sollte "gut durch diese Krise kommen". Rückenwind komme von den niedrigeren Energiepreisen, "das sehen wir schon im Ergebnis."
Im vergangenen Jahr fuhr der Anbieter von Zement, Sand, Kies und Beton einen bereinigten Betriebsgewinn von 3,6 Milliarden Euro ein, ein Plus von 16 Prozent. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 18,9 Milliarden. Die Aktionäre sollen eine zehn Cent höhere Dividende von 2,20 Euro je Aktie erhalten.