Reuters

US-Schmiergeldfall verhagelt Novartis das Quartal

27.10.2015
um 14:51 Uhr

Zürich (Reuters) - Eine millionenschwere Vergleichzahlung für einen Schmiergeldfall in den USA hat dem Novartis-Konzern das dritte Quartal vermiest.

Der Arzneimittehersteller einigte sich mit dem amerikanischen Justizministerium, mehreren US-Bundesstaaten und den zuständigen Aufsichtsbehörden auf eine Zahlung von 390 Millionen Dollar. Damit kann das Unternehmen einen drohenden Prozess abwenden, in dem es sich wegen mutmaßlich unerlaubter Rabatte hätte verantworten müssen. Die Behörden hatten den Schweizern vorgeworfen, Apotheken dafür bezahlt zu haben, Novartis-Medikamente statt Konkurrenz-Arzneien zu verkaufen.

Novartis habe sich weder schuldig bekannt noch eine Schuld abgestritten, erklärte Konzernchef Joseph Jimenez am Dienstag. "Es ist etwas, von dem wir glauben, dass wir es hinter uns lassen sollen." Dem Unternehmen drohte der Klageschrift zufolge eine Strafezahlung von mehr als drei Milliarden Dollar [ID:nL8N0ZG4OD]. Zum möglichen Ausgange eines weiteren Falls von mutmaßlich unerlaubten Provisionen an Ärzte, der im kommenden Jahr vor einem US-Gericht verhandelt werden soll, wollte sich Jimenez nicht äußern.

Die Rückstellung für den Vergleich nagte im dritten Quartal am Gewinn. Unter dem Strich verdiente der weltgrößte Hersteller von verschreibungspflichtigen Medikamenten mit 1,81 Milliarden Dollar 42 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Negativ zu Buche schlug auch der Wegfall eines Veräußerungserlöses. Zudem schmälerten der starke Dollar und die schwächelnde Augenheil-Sparte das Ergebnis. Die Anleger reagierten ungehalten und warfen die Novartis-Aktien aus ihren Depots. Mit gut zwei Prozent Kursabschlag gehörte der Titel zu den größten Verlierern im europäischen Pharmasektor.

AUGENHEIL-TOCHTER ALCON SOLL AUF WACHSTUM GETRIMMT WERDEN

Auch operativ hinkte Novartis den Erwartungen hinterher - vor allem wegen der Augenheil-Tochter Alcon, der die starke Konkurrenz bei Kontakt- und künstlichen Linsen insbesondere in Asien zu schaffen macht. Novartis habe dort Nachholbedarf, gab sich Jimenez selbstkritisch. "Fundamental ist es noch immer ein sehr gutes Geschäft. Aber es leidet stark unter Konkurrenz und wir waren nicht so innovativ wie wir sollten", sagte er zu Reuters. Jimenez will im Januar einen Plan vorlegen, wie die Division auf den Wachstumspfad zurückgebracht werden soll. Alcons Umsatz sank währungsbereinigt um zwei Prozent auf 2,35 Milliarden Dollar.

Insgesamt erzielte der Konzern im dritten Quartal Verkaufserlöse von 12,27 Milliarden Dollar. Wechselkurseffekte herausgerechnet ist das ein Plus von sechs Prozent. Kräftige Zuwächse in der größten Sparte mit verschreibungspflichtigen Arzneien und im Generika-Geschäft bügelten die Alcon-Schwäche aus. Novartis schnitt aber schlechter ab als von Analysten erwartet, die im Schnitt 12,6 Milliarden Dollar Verkaufserlös prognostiziert hatten.

An der Jahresprognose hält Jimenez fest. Novartis peilt im ganzen Jahr währungsbereinigt einen Umsatzzuwachs um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag an. Der bereinigte operative Gewinn solle hoch einstellig zulegen. Im dritten Quartal betrug das Plus 14 Prozent. Rivale Roche hatte jüngst nach unerwartet guten Quartalszahlen seine Jahresprognose angehoben [ID:nL8N12M0PX].

Novartis AG

WKN 904278 ISIN CH0012005267