- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz
Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Der Energiekonzern E.ON will der Corona-Krise zum Trotz sein Wachstum nach der Übernahme des Konkurrenten Innogy weiter vorantreiben.
Die Virus-Krise werde im laufenden Jahr voraussichtlich Spuren in der Bilanz hinterlassen, sagte Vorstandschef Johannes Teyssen am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen für 2019. Zurückgehende Absätze belasteten mindestens zeitlich die Ertragskraft der Netze, es werde aber kompensierende Ausgleichseffekte in späteren Jahren geben. Auch der Stromlobbyverband BDEW hatte erklärt, dass aufgrund der bekannten und gegebenenfalls noch bevorstehenden Produktionsrückgänge in der Industrie und der Einschränkungen des öffentlichen Lebens der Energieverbrauch sinken werde.
E.ON sei gewappnet und werde die Krise wohl besser überstehen als die meisten anderen Versorger, betonte Teyssen. "Anpassungsbereitschaft und der Kampf auf der Seite unserer Kunden sind das beste Rezept." Bei E.ON selbst sei die Rate der Infizierten relativ gering. 37 der rund 75.000 Beschäftigten hätten sich angesteckt.
2019 konnte E.ON den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) auf 3,2 Milliarden Euro von zuvor 3,0 Milliarden Euro steigern. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 46 Cent je Aktie nach zuvor 43 Cent erhalten. In den kommenden Jahren solle die Gewinnbeteiligung weiter zunehmen. 2020 peilt Teyssen einen operativen Gewinn von 3,9 bis 4,1 Milliarden Euro an. Von 2020 bis 2022 soll der Gewinn jährlich um sieben bis neun Prozent steigen.
SQUEEZE-OUT VON INNOGY-AKTIONÄREN ZIEHT SICH HIN
E.ON hatte mit RWE die Tochter Innogy zerschlagen und das Netz- und Vertriebsgeschäft übernommen. E.ON hält inzwischen mehr als 90 Prozent der Anteile und will die restlichen Innogy-Aktionäre mit einer Zwangsabfindung aus dem Unternehmen drängen. Dies könne bis September dauern, kündigte Teyssen an. Es gebe etwa 40 bis 50 Widersprüche. "Natürlich gibt es bei der Integration von Innogy in den nächsten zwei Jahren noch viel Detailarbeit zu leisten. Die großen Linien aber stehen", sagte der Manager. Die Wende im schwächelnden britischen Vertriebsgeschäft sei eingeleitet. Im deutschen Vertriebsgeschäft habe der Konzern 2019 rund 350.000 Kunden hinzugewonnen.
Insgesamt versorgt E.ON rund 50 Millionen Kunden in Europa. In den kommenden drei Jahren will E.ON 13 Milliarden Euro in den Ausbau seiner Geschäfte mit Netzen, dem Strom- und Gasvertrieb und Kundenlösungen investieren. An der Börse kamen die Zahlen aus Essen gut an. Der Aktienkurs legte zeitweise um elf Prozent zu.