Hongkong (Reuters) - Die britische Großbank HSBC hat sich wegen der gestrichenen Dividende Ärger mit einem Teil ihrer Anteilseigner eingehandelt.
Aktionäre in Hongkong erwägen, die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung zu verlangen und prüfen mögliche juristische Schritte, wie eine Gruppe von Kleinaktionären am Montag erklärte. HSBC hatte wie zahlreiche andere Banken ihre Dividende gestrichen, nachdem die Aufsichtsbehörden dies wegen der Coronavirus-Krise verlangt hatten. Vielmehr sollten die Institute das Geld nutzen, um Haushalte und Unternehmen mit Krediten zu unterstützen und ihre eigene Stabilität zu gewährleisten, verlangten die Aufseher.
Die vor rund 150 Jahre in Hongkong als Hongkong and Shanghai Banking Corp gegründete HSBC ist in London ansässig und die größte europäische Bank. Sie macht einen Großteil ihres Geschäfts jedoch weiterhin in Asien, Hongkong ist der wichtigste Einzelmarkt des Geldhauses. In der früheren britischen Kronkolonie haben viele Kleinaktionäre in den vergangenen Jahren von den stabilen Dividendenzahlungen profitiert und laufen nun Sturm. Auf einer eigenen Facebook-Seite, die am Sonntag bereits mehr als 3000 Mitglieder zählte, diskutierten sie mögliche Schritte gegen das Geldhaus.
"Das ist ein entscheidendes Thema", sagte Kingsley Chow, ein 39-jähriger Arbeitsloser, der auf die Dividendeneinkünfte angewiesen ist. Die Bank habe anhaltende Ausschüttungen in erheblichen Umfang zugesagt und breche ihr Versprechen nun. Nach Hongkonger Recht können Aktionäre eine Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung erwirken, wenn sie mindestens fünf Prozent der Stimmrechte auf sich vereinigen.
Bis Sonntag seien der neu gegründeten HSBC Shareholders Alliance in Hongkong Aktionäre mit einem Stimmrechtsanteil von zwei Prozent beigetreten, sagte der Initiator, Ken Lui, am Montag. "Unser Ziel ist, fünf Prozent einzusammeln, damit wir eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen können. Wir sind sehr optimistisch, da wir die Organisation erst vor vier, fünf Tagen gegründet haben." Ein institutioneller Investor in London räumte dem Anliegen der Kleinaktionären dagegen kaum Chancen ein. "Die Debatte über Bankdividenden wird eine sehr kurze sein: Der Aufseher sagen den Banken was sie tun müssen, sie richten sich danach - und das war es."
HSBC-Chef Noel Quinn hatte sich vergangene Woche nach der Entscheidung, die Dividende auszusetzen, an die Aktionäre in Hongkong gewandt. "Wir bedauern zutiefst die Auswirkungen, die dies auf Sie, Ihre Familien und Ihre Unternehmen hat", erklärte er. "Wir sind uns sehr wohl bewusst, wie wichtig die Dividende für unsere Aktionäre in Hongkong ist." Die Bank werde die Situation neu bewerten, sobald die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abschätzbar seien.