- von Ilona Wissenbach
Frankfurt (Reuters) - Die Lufthansa baut wegen der drastischen Folgen der Corona-Krise konzernweit ihre Flotte ab.
Insgesamt sollen rund zehn Prozent der zuletzt gut 760 Flugzeuge dauerhaft aus dem Verkehr gezogen werden, wie das Unternehmen am Dienstag erklärte. Verkleinert werden die Kernmarke Lufthansa, die Billigflugtochter Eurowings und auch die ausländischen Töchter Austrian Airlines, Brussels Airlines sowie Swiss. Die Tochter Germanwings, die ihre Flüge zuletzt nur noch im Auftrag der Konzernschwester Eurowings abgewickelt hatte, soll den Flugbetrieb ganz einstellen. Der Vorstand erwarte keine schnelle Rückkehr der Luftfahrt auf das Niveau vor der Krise, hieß es zur Begründung. Es werde "Monate dauern, bis die globalen Reisebeschränkungen vollständig aufgehoben sind und Jahre, bis die weltweite Nachfrage nach Flugreisen wieder dem Vorkrisen-Niveau entspricht."
Seit dem Ausbruch der Corona-Krise in China Anfang des Jahres, die inzwischen den Flugverkehr weltweit fast zum Erliegen gebracht hat, musste der Dax-Konzern den Flugbetrieb immer weiter reduzieren. Zuletzt waren allenfalls noch fünf Prozent der Passagierflüge unterwegs, vornehmlich mit Sonderflügen zur Heimkehr gestrandeter Deutscher im Ausland. Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärte, mit der Bundesregierung sowie mit den Regierungen ihrer Töchter in Österreich, Belgien und der Schweiz über staatliche Hilfen zu sprechen. Insidern zufolge ist ein umfangreiches Finanzierungspaket mit Anleihen und Aktienemissionen geplant, das um staatlich verbürgten Kredit und auch um eine Staatsbeteiligung ergänzt wird.
Vor der Verschärfung der Corona-Krise Mitte März hatte die Lufthansa ein veritables Liquiditätspolster von rund fünf Milliarden Euro. Doch seither kommen nahezu keine Einnahmen mehr herein stattdessen fließen hohe Summen in die Rückerstattung von Flugtickets. Die Personalkosten wurden bereits reduziert, indem mehr als 90.000 der zuletzt rund 138.000 Beschäftigten in Kurzarbeit geschickt wurden.
Im einzelnen werden bei der Lufthansa 18 Langstreckenflugzeuge, darunter sechs Superjumbos vom Typ Airbus A380, für immer stillgelegt. Diese hätten sowieso an Airbus zurückverkauft werden sollen. Insgesamt hatte die Gruppe 14 Exemplare des größten Passagierflugzeugs der Welt im Einsatz. Auch elf A320-Kurzstreckenflugzeuge stößt die Lufthansa ab. "Mit diesem Schritt rduziert Lufthansa ihre Kapazitäten an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München." Damit treffen die Einschnitte auch die beiden großen deutschen Flughäfen spürbar. Die Regionalfluglinie Lufthansa Cityline werde drei Maschinen aus dem Betrieb nehmen. Die Billigtochter Eurowings müsse zehn Kurzstreckenflieger ausflotten. Auch das Eurowings-Langstreckengeschäft soll schrumpfen.
Der radikale Einschnitt der Lufthansa trifft auch alle kleineren Gesellschaften, die für sie im Einsatz sind: Die Lufthansa habe fast alle Wetlease- Vereinbarungen mit anderen Fluggesellschaften gekündigt, bei denen sie deren Flugzeuge samt Crew für sich enserzzrte mit. Es handele sich um rund 30 Maschinen, die für die Lufthansa-Gruppe unterwegs waren.