Frankfurt (Reuters) - Die aus der HSH Nordbank hervorgegangene Hamburg Commercial Bank (HCOB) spürt bislang noch keine großen Belastungen aus der Corona-Krise.
"Wir haben keine Brandmeldungen", sagte Konzernchef Stefan Ermisch am Donnerstag bei der Präsentation der endgültigen Zahlen für 2019. "Wir hoffen mit unserem Kreditportfolio, das sich eben nicht in den klassischen zyklischen Bereichen der deutschen Wirtschaft bewegt, verhältnismäßig gut aus der Krise zu kommen." Aus der Finanzierung der Automobilindustrie und des Maschinenbaus habe sich die Bank schon vor der Corona-Krise zurückgezogen. Stand heute gehe er für 2020 von einem Gewinn vor Steuern aus, doch sei die Unsicherheit in der Corona-Krise groß. Erst in drei Monaten werde man klarer sehen. 2019 verdiente die HCOB vor Steuern 77 Millionen Euro, bekräftigte Ermisch die Mitte Februar veröffentlichten vorläufigen Zahlen.
Die Bank gehe mit einem dicken Kapitalpolster in die Krise, sagte der Konzernchef. Die harte Kernkapitalquote sei bis Ende März auf knapp 20 Prozent gestiegen. Das eröffne dem Geldhaus bei der anstehenden Konsolidierung im deutschen Bankenmarkt "strategische Optionen" - sowohl als Käufer als auch als mögliches Übernahmeziel. Was ihm dabei konkret vorschwebt, wollte Ermisch nicht verraten.
Das Institut war Ende 2018 als erste Landesbank privatisiert worden und ging für eine Milliarde Euro an Finanzinvestoren um Cerberus und JC Flowers. Die HCOB will ihren Schrumpfkurs in den kommenden Jahren fortsetzen und die Rendite vor Steuern bis 2022 von zuletzt knapp zwei Prozent auf acht Prozent steigern. Von den Ende 2019 noch fast 1500 Mitarbeitern sollen nur noch 700 übrig bleiben, die Bilanzsumme soll bis 2022 auf rund 30 (Ende 2019: 48) Milliarden Euro sinken - das Niveau einer größeren Sparkasse. Die Corona-Krise beschleunigt die Verkleinerung, da die Bank weniger Neugeschäft machen werde als die ursprünglich geplanten fünf (Vorjahr: sieben) Milliarden Euro, sagte Ermisch. Künftig will sich die Bank auf Gewerbliche Immobilienfinanzierung, Projektfinanzierung und die Schifffahrt konzentrieren.
Verluste in der Schifffahrt hatten der einstigen HSH fast das Genick gebrochen. Das Institut wurde mit Milliarden von Hamburg und Schleswig-Holstein gerettet und musste danach auf Druck der EU-Kommission privatisiert werden. "Wir haben sämtliche alten Zöpfe komplett abgeschnitten", versuchte Ermisch Befürchtungen zu zerstreuen, die Schifffahrt könne die Bank einmal mehr in Schieflage bringen. Die Branche, die schon seit einem Jahrzehnt in der Krise steckt, habe viele Aufräumarbeiten bereits hinter sich. Den Einstieg in die bis vor kurzem boomende Kreuzfahrtbranche hatte die HSH einst verpasst, was sich in der Corona-Krise als Segen erweist. "Wir haben keine Kreuzfahrer finanziert", betonte Ermisch.