München (Reuters) - Der schwelende Streit zwischen den größten Aktionären von Rhön-Klinikum ist offen ausgebrochen.
Die Hamburger Klinik-Kette Asklepios, die sich mit Firmengründer Eugen Münch verbündet hat, wies die Forderungen des Medizintechnik-Herstellers B. Braun Melsungen zurück und will die von Braun nominierten Aufsichtsrätinnen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung abberufen lassen. B.-Braun-Vorstandsmitglied Annette Beller und die WDR-Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau handelten nach Ansicht von Asklepios "nicht gemäß den Interessen und dem Wohl der Gesellschaft", teilte Rhön-Klinikum mit.
Asklepios reagiert damit auf den Antrag von Braun Melsungen, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung sechs Aufsichtsräte von Rhön-Klinikum - darunter Aufsichtsratschef Münch - abberufen zu lassen. Zudem fordert Braun einen Dividendenabschlag von zwei Euro je Aktie, insgesamt 134 Millionen Euro - Rhön selbst hatte eine Ausschüttung von 25 (2018: 29) Cent je Aktie vorgeschlagen. Zudem will sich das mit 25,2 Prozent an Rhön-Klinikum beteiligte hessische Familienunternehmen eine Sperrminorität verschaffen, indem alle Beschlüsse dort nur noch mit einer Mehrheit von 75 Prozent gefällt werden dürfen. Asklepios hält knapp die Mehrheit an Rhön-Klinikum.
Asklepios bezeichnete die Forderungen als "maßlos", sie gefährdeten die Stabilität von Rhön-Klinikum. Die von B. Braun geforderte Dividende stehe im krassen Widerspruch zur wirtschaftlichen Lage und der erwarteten Entwicklung der Firma aus dem fränkischen Bad Neustadt an der Saale. Rhön brauche das Geld in der Corona-Krise für das operative Geschäft. Statt der zwei Braun-Vertreterinnen sollen die Unternehmensberaterin und Asklepios-Aufsichtsrätin Julia Dannath-Schuh sowie Jan Liersch einziehen, Geschäftsführer der Holding von Asklepios-Eigentümer Bernard Broermann.
Hintergrund des Streits ist offenbar die geplante Übernahme von Rhön-Klinikum durch ein Gemeinschaftsunternehmen von Asklepios und Münch. Damit wollten die beiden Großaktionäre das jahrelange Tauziehen um das Unternehmen beenden. Braun fühlt sich dabei offenbar übergangen. Asklepios ist nach der Fresenius-Tochter Helios der zweitgrößte private Klinikbetreiber in Deutschland. Rhön-Klinikum liegt hinter den Münchener Sana Kliniken auf Platz vier.