London (Reuters) - Die Ölbranche wird nach Ansicht des britischen Großkonzerns BP länger mit einem schwierigen Umfeld zu kämpfen haben.
"Ich sehe viele Gründe, warum eine Erholung länger dauern wird", erklärte der seit Februar amtierende Konzernchef Bernard Looney gegenüber Reuters. Es gebe "ein außergewöhnliches Maß an Unsicherheit", nachdem der Ölpreis auf unter 20 Dollar pro Barrel gefallen sei. Eine rasche Erholung sei daher nicht in Sicht.
Infolge der Coronavirus-Krise war die Ölnachfrage weltweit eingebrochen, was wiederum zu einem Preisverfall führte. Nachdem der Nettogewinn von BP deshalb zu Jahresbeginn bereits um zwei Drittel auf 800 Millionen Dollar eingebrochen sei, sei auch im zweiten Quartal mit deutlich niedrigeren Margen im Raffineriegeschäft zu rechnen, erklärte Looney. Mit Kostensenkungen will er gegensteuern und so auch Ausschüttungen an die Aktionäre sowie Aktienrückkäufe sichern. Allerdings stiegen die Schulden auf 51,4 Milliarden Dollar und damit auf den höchsten Stand seit mindestens 2015.
Analysten betrachteten diese Strategie jedoch kritisch. Die BP-Aktien gaben am Dienstag zwei Prozent nach. Im Gegensatz zu BP senkte das norwegische Unternehmen Equinor seine Dividende und war damit das erste große Ölunternehmen, das diese Konsequenz aus der Marktentwicklung zog.
Die allgemeinen Zweifel an einer raschen Erholung und ausreichender Kapazitäten zur Lagerung von mehr Rohöl setzten den Ölpreisen weiter zu. Es bestehe die Sorge, dass sich die Entwicklung von Anfang vergangener Woche wiederhole, sagte Harry Tchilinguirian, Ölstratege bei BNP Paribas. Damals war der Kurs erstmals unter Null gefallen, weil Investoren ihre auslaufenden Mai-Kontrakte um jeden Preis loswerden wollten.