Frankfurt (Reuters) - Wirecard-Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann stellt sich trotz der Turbulenzen der vergangenen Monate hinter Firmenchef Markus Braun.
"Eine Personaldebatte wäre im Moment in keinster Weise zum Wohl des Unternehmens", sagte Eichelmann in einem Interview mit dem "Handelsblatt" am Donnerstag. Eine Ablösung von Braun sehe er heute nicht. Jedoch stünden alle Vorstandsverträge zum Jahresende zur Verlängerung an.
Eichelmann versprach auch eine Verbesserung der internen Kontrollprozesse bei Wirecard. Durch eine Sonderuntersuchung von KPMG-Wirtschaftsprüfern kamen Schwächen in der Organisation zu Tage. "Zum Teil sind diese Mängel schon in Projekten adressiert, zum Teil geschieht das noch", sagte Eichelmann. "Ich halte aus heutiger Sicht alle Aufgaben für lösbar." Im Aufsichtsrat soll sich künftig die scheidende Deutsche-Börse-Vorständin Hauke Stars um Compliance-Themen kümmern. Auch in den Vorstand will Eichelmann einen "international anerkannten" Compliance-Experten holen. Zudem sucht er einen Vertriebsvorstand.
Das umstrittene Geschäft mit Drittpartnern, die für Wirecard Zahlungen in Ländern ermöglichen, in denen der Konzern über keine Lizenzen verfügt, stellt Eichelmann auf den Prüfstand. Der Vorstand müsse die Trennung von den Partnern durchdenken, auch wenn Umsätze dabei verloren gingen. "Im Drittpartnergeschäft müssen wir uns ganz grundsätzlich fragen: Was bringt uns das? Das werden wir in Ruhe, aber zeitnah anschauen."
Der Aufsichtsrat von Wirecard hatte die Wirtschaftsprüfer von KPMG im vergangenen Jahr engagiert, um die Bilanzen des Konzerns zu prüfen, vor allem bei Töchtern im Ausland. In Medienberichten waren zuvor mehrfach Vorwürfe aufgekommen, Wirecard habe Umsätze vorgetäuscht und Bilanzen manipuliert. In dem Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde, konnte KPMG einige Vorwürfe nicht entkräften. Die Wirecard-Aktien waren daraufhin abgestürzt.