Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Bank drückt wegen der Corona-Krise stärker auf die Kostenbremse.
"Niemand weiß, was genau die Zweit- und Drittrundeneffekte dieser Pandemie sein werden", sagte Vorstandschef Christian Sewing laut einer am Dienstag vorab veröffentlichten Rede, die er bei der virtuellen Hauptversammlung am kommenden Mittwoch halten wird. "In dieser Phase des Umbruchs müssen wir unsere Bank noch wetterfester machen", sagte er. "Wir können zwar nicht die Stärke des Sturms bestimmen, wohl aber die Stabilität unseres Schiffs."
Der vor ein paar Wochen wegen der Corona-Krise gestoppte Abbau von 18.000 Arbeitsplätzen werde deshalb weitergehen, sagte Sewing. Persönliche Gespräche mit den betroffenen Mitarbeitern würden wieder aufgenommen. "Das ist immer schmerzhaft, und es ist ganz besonders schmerzhaft in diesen Zeiten. Aber wir müssen in diesem Umfeld an unseren Kostenprogrammen festhalten." Im Rahmen des Stellenabbaus sollen auch Manager-Posten wegfallen, wie der 50-Jährige betonte. "Der Umbau geht selbstverständlich auch nicht an unseren Führungskräften vorbei." Zudem wollen die Mitglieder des Vorstands und des Konzernleitungskomitees einen Monat lang auf ihr Festgehalt verzichten. Bis 2022 sollen die Kosten auf 17 Milliarden von 21,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr sinken.
Aufsichtsratschef Paul Achleitner machte in seiner ebenfalls vorab veröffentlichten Rede deutlich, dass die Bankenwelt nach der Pandemie eine andere sein werde. Die Hoffnung sei weitgehend verschwunden, dass danach alles so sein werde wie früher. "Die Corona-Krise wird nicht nur länger andauern als zunächst erwartet – sie wird auch dauerhafte Konsequenzen haben." An oberster Stelle stehe für das größte deutsche Geldhaus, einen Beitrag zu leisten für die Bekämpfung der Krise, die sich stark auf die Realwirtschaft auswirkt. "In der letzten großen Krise vor zwölf Jahren waren Banken das Problem. Diesmal können und wollen wir Teil der Lösung sein."
MILLIARDEN FLIESSEN IN MARODE IT-SYSTEME
Damit die Deutsche Bank ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht verliere, sei neben einer strikten Kostendisziplin der Ausbau von Technologie wichtig, sagte Sewing. "Digitalisierung ist die neue Währung, sie ist die Basis, die über Erfolg und Misserfolg entscheidet." Bis 2022 will die Bank für die Weiterentwicklung der als marode geltenden IT-Systeme 13 Milliarden Euro in die Hand nehmen.
Auch das Thema Nachhaltigkeit rückte Sewing stärker in den Fokus. "Die Sorge um den Klimawandel und das Bewusstsein, dass wir entschieden und schnell handeln müssen, wird nicht kleiner, sondern größer werden." Die Bank wolle daher bis 2025 mindestens 200 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen und Anlageprodukten im Bereich Umwelt und Soziales, im Fachjargon als ESG bekannt, generieren. Das Interesse von Kunden an solchen Angeboten sei groß. Seit Jahresbeginn habe die Deutsche Bank solche Anleihen im Wert von fast 3,5 Milliarden Euro platziert.