Berlin (Reuters) - Beim unter Manipulationsverdacht stehenden Zahlungsdienstleister Wirecard verzögert sich die Vorlage des Konzernabschlusses weiter.
Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young hätten Wirecard zwar darüber informiert, dass inzwischen alle ausländischen Prüfer "grundsätzlich ihre Prüfungshandlungen für Konzernzwecke finalisieren" konnten, teilte der Dax-Konzern am Montagabend mit. Auch seien Wirecard im Rahmen der abgeschlossenen Teile der Prüfungshandlungen "bisher keine wesentlichen Feststellungen bekannt gemacht" worden. Es seien jedoch noch nicht alle Prüfungshandlungen abgeschlossen. "Vor diesem Hintergrund wird die Abschlussprüfung des Jahres- und Konzernabschlusses 2019 nicht wie geplant bis zum 4. Juni 2020 abgeschlossen sein." Der Abschluss war bereits wiederholt verschoben worden.
Die Veröffentlichung des Konzernabschlusses und die Bilanzpressekonferenz seien nun für den 18. Juni geplant, erklärte das Unternehmen. Wirecard erwarte dabei ein uneingeschränktes Testat. Wirecard gehe zudem davon aus, dass sich keine wesentlichen Abweichungen gegenüber den im Februar genannten Zahlen ergeben würden, als ein vorläufiger Umsatz von 2,8 Milliarden Euro und ein Ergebnis (Ebitda) von 785 Millionen Euro genannt worden sei. Infolge der geänderten Terminplanung werde die Hauptversammlung auf den 26. August verlegt.
Wirecard war in Medienberichten wiederholt die Manipulation der Bilanz vorgeworfen worden. Um dies zu entkräften, hatte der Aufsichtsrat im Herbst Wirtschaftsprüfer von KPMG mit einer Sonderprüfung beauftragt. Doch diese konnten die Vorwürfe nicht vollständig ausräumen. Vielmehr erklärten sie Ende April, sie hätten nicht feststellen können, ob Umsätze mit umstritten Drittpartnern im Zeitraum 2016 bis 2018 existierten oder der Höhe nach korrekt sind oder nicht. Auch warfen sie dem Wirecard-Management vor, die Untersuchungen zum Teil behindert zu haben. Mitte Mai hatte Wirecard dann mitgeteilt, dass der Partner Al Alam in Dubai seine Tore schließt. Al Alam hatte bei den Vorwürfen eine prominente Rolle gespielt.
Der Großaktionär Deka und die Aktionärsvereinigung DSW haben den Rücktritt von Vorstandschef Markus Braun gefordert. Sie werfen Wirecard unter anderem mangelnde Transparenz vor.