Düsseldorf (Reuters) - Der Führungswechsel bei dem von einem Bilanzskandal erschütterten Dax-Konzern Wirecard ist bei Anlegerschützern auf Zustimmung gestoßen.
"Der Rücktritt ist konsequent und überfällig", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Durch den Abgang von Vorstandschef Markus Braun sei der Weg für eine Aufklärung freier geworden. Wirecard hatte zuvor mitgeteilt, dass Braun im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat sein Mandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt habe. Interims-Chef wird der frisch in den Vorstand berufene Manager James Freis. "Das kann aber erst der Anfang sein", betonte DSW-Experte Tüngler. "Wir erwarten weitere Schritte. "Vor allem muss geklärt werden, wo das Geld geblieben ist."
Die Ungereimtheiten bei Wirecard haben bei Aufsichtsräten Sorgen vor einer Beschädigung des Börsenstandorts Deutschland ausgelöst. "Der Fall macht einen sprachlos. Die Kontrollmechanismen haben offenbar versagt", sagte der Vorstandsvorsitzende der Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland (VARD), Peter Dehnen, zu Reuters. Zwei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sei es bislang nicht gelungen, Klarheit zu schaffen. Die offenen Fragen müssten rasch geklärt werden. "Geschieht dies nicht oder erweist sich, dass die genannten Gelder weg sind, werden noch mehr aus der Aktie aussteigen." Schon jetzt sei der Börsenwert so stark gefallen, dass ein Investor das Unternehmen vergleichsweise günstig übernehmen könnte. "Es ist viel Vertrauen verspielt worden. Dies ist eine Gefahr für den Börsenstandort Deutschland. Wir brauchen mehr Aktionäre und nicht weniger."