Berlin (Reuters) - Aus der SPD wird als Konsequenz aus dem Wirecard-Bilanzskandal gefordert, Unternehmen wie den Zahlungsabwickler breiter zu kontrollieren.
"Man hat Wirecard eher als Technologieunternehmen eingestuft und den engeren Teil der Aufsicht wahrgenommen mit der Wirecard Bank, wo auch die Banklizenz liegt", sagte Jens Zimmermann, Finanzpolitiker und digitalpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Das Gesamtunternehmen hätte man vielleicht früher als Finanzunternehmen einstufen müssen." Darauf habe auch der Chef der Finanzaufsichtsbehörde BaFin, Felix Hufeld, selbstkritisch hingewiesen.
Der BaFin-Chef wird am kommenden Mittwoch im Finanzausschuss des Bundestages erwartet. Der Termin sei schon länger geplant gewesen, werde nun aber für Fragen zum Wirecard-Skandal genutzt, sagten mehrere mit dem Ausschuss vertraute Personen zu Reuters. Hufeld hat Fehler eingeräumt. Was mit Wirecard passiere, sei ein "Desaster".
Ex-Wirecard-Chef Markus Braun wurde diese Woche festgenommen, ist derzeit aber gegen Kaution wieder auf freiem Fuß. Die Strafverfolger werfen dem 50-jährigen Österreicher Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor. Bei dem Dax-Konzern aus dem Umland von München fehlen 1,9 Milliarden Euro, die in der Bilanz ausgewiesen waren.
Die Opposition im Bundestag sieht eine Mitschuld bei der Regierung aus Union und SPD. "Kleine Finanzvermittler werden bis ins Detail reguliert, aber bei einem großen Dax-Konzern schaut die große Koalition weg", sagte FDP-Vizefraktionschef Christian Dürr.