Frankfurt (Reuters) - Die Gewerkschaften der Lufthansa-Beschäftigten in Deutschland haben mit Unverständnis auf die Drohung ihres Arbeitgebers mit Kündigungen wegen der Corona-Krise reagiert.
"Die Verhandlungen laufen noch. Sich jetzt festzulegen darauf, auf betriebsbedingte Kündigungen nicht zu verzichten, ist konträr", sagte der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Janis Schmitt, am Donnerstag. Auch die Flugbegleitergewerkschaft UFO warnte die Lufthansa vor "Torschlusspanik". Die Vizechefin der Dienstleistungsgewerkschaft Christine Behle warf der Lufthansa eine "Blockadehaltung" in den noch laufenden Verhandlungen vor.
Die VC hat sich ebenso wie Verdi trotz großen Zeitdrucks in der Krise mit der Lufthansa bisher nicht auf Bedingungen zu einem Personalabbau ohne Kündigungen einigen können.
UFO hatte Ende Juni mit dem Unternehmen einen Krisentarifvertrag abgeschlossen. Doch die Gewerkschaft fordert Klarheit zu Abfindungen und Kurzarbeitergeld ab September vom Arbeitgeber und befürchtet sonst Ablehnung der Mitglieder in der ausstehenden Urabstimmung. "Jetzt mit Kündigungen zu drohen, ist unötig und in der Kabine sogar vertragswidrig", erklärte UFO-Geschäftsführer Nicoley Baublies. Die Gespräche über das weitere Vorgehen sollten am Donnerstag fortgesetzt werden.
Die Lufthansa rückte mit Verweis auf die schwierigen Verhandlungen und die schlechten Marktaussichten von ihrem Ziel ab, in Deutschland ohne betriebsbedingte Kündigungen den rechnerischen Personalüberhang von 22.000 Vollzeitstellen abzubauen. Vorstandschef Carsten Spohr erklärte, die Erholung der Branche werde bis 2024 und damit noch ein Jahr länger dauern als zunächst erwartet. Das Ziel sei nicht mehr realistisch, erklärte die Airline. Ohne Krisenvereinbarungen mit den Gewerkschaften fehlten dringend notwendige Kostenentlastungen zur Bewältigung der Krise, hieß es in einem Brief an die Mitarbeiter. Das Unternehmen müsse aber wegen der Krise eine Restrukturierung durchlaufen, um effizienter, schlagkräftiger, kostengünstiger, kleiner und weniger komplex werden.
Bei Verdi sollen die Verhandlungen am Freitag weitergehen. Die Lufthansa sei nach der Rettung mit staatlicher Hilfe "in der Verantwortung, Arbeitsplätze zu sichern und mit ihren Forderungen nicht die Beschäftigten zu überfordern", betonte Behle. Lohnverluste, die die Existenz vieler Beschäftigter gefährden, seien nicht hinnehmbar.